Versicherungen in Serie – Teil 16 Kinderversicherungen versprechen oft zu viel

Assekuranz

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u Kinder sind eine wichtige Zielgruppe für Versicherungsunternehmen. Im Internet finden sich allein zum Stichwort »Kinder-Versicherung« Millionen meist kommerzielle Einträge. Versicherungspakete versprechen vom Schutz vor den Risiken des Lebens über eine Ausbildungsversicherung bis hin zur Altersrente das Blaue vom Himmel. Und alles am besten in einem einzigen Vertrag. Das erscheint einfach und verlockend. Doch halten die Produkte später selten, was sie auf den ersten Blick versprechen.

Das Geschäft mit dem Kind wächst. »Biene Maja« ist der Name einer populären Versicherungspolice. Andere Schutzengel der Assekuranz heißen »Knirps & Co« oder schlicht »Kinderversicherung«. Unter kuscheligen Namen wie diesen bieten Versicherer Produkte für unsere kleinen Lieblinge an. Andere Versicherungsvertreter fahren auf der Betroffenheitsschiene. »Wir sind ein Team von jungen Müttern und Vätern, das sich auf Vorsorge- und Versicherungsmöglichkeiten für Kinder spezialisiert hat«, werben Verkäufer im Internet für ihr spezielles Angebot.

Doch nicht jede Police ist ein echter Schutzengel. Das Angebot auf dem für die Branche lukrativen Kinder-Markt ist selbst für Experten unübersichtlich. Die Internetsuchmaschine Google wirft mehr als fünf Millionen Einträge zu dem Stichwort »Kinder-Versicherung« aus. Manches könne sehr nützlich sein, heißt es vage beim Versicherungsverband GDV. Aber es werden auch offenkundig zweifelhafte Angebote verkauft, wie Pakete, in denen ein halbes Dutzend verschiedener Policen steckt. Finger weg von solchen Sammelsurium-Verträgen und von überlangen Laufzeiten, rät der Bund der Versicherten (BdV). Kinderversicherungen der Klasse »Biene Maja« oder »Knirps & Co« seien unterm Strich alles andere als verlässlich. Die in der Werbung munter vorhergesagten Zahlen hätten oft die Qualität einer langfristigen Wettervorhersage.

Beispielsweise verlangt ein Kinderversicherer, bei dem Eltern einen Sparvertrag über eine fondsgebundene Kapital-Lebensversicherung abgeschlossen haben, wirkliche Ausdauer. Der Vertrag läuft für einen Schüler bis zum Februar 2061 – länger als ein halbes Jahrhundert. Kaum besser sind die branchenüblichen Laufzeiten von 35 Jahren. Viel zu lang, kritisieren Verbraucherschützer, »in den meisten Fällen werden die Kinder das angesparte Geld schon früher brauchen: für ein Auto, für eine eigene Wohnung oder – Stichwort Studiengebühren – für die eigene Ausbildung«.

Als zweite Schwachstelle können sich die Renditen entpuppen. In unserem Beispiel lockt am Ende der schier endlosen Laufzeit angeblich ein Fondsguthaben von 648 502 Euro. Klingt gut, ist jedoch zu gut, um wahr zu sein, denn dafür müsste die Investmentanlage eine Rendite von 15 Prozent im Jahr erbringen. Das erscheint aber völlig unrealistisch. Skepsis ist generell dann geboten, wenn mit hohen Nettorenditen von über fünf Prozent Reklame gemacht wird.

Das eigentliche Problem versteckt sich wie bei normalen Kapital-Lebensversicherungen in den hohen Kosten. Selbst wenn die bei Kinder-Policen üblichen Investmentfonds eine mögliche Wertentwicklung von 7 bis 10 Prozent erreichen würden, bleibt oft nur die Hälfte oder weniger für den Anleger, also das Kind, übrig. Die langen Laufzeiten der Verträge führen zu immens hohen Kosten. Für eine letztlich geringe Chance auf eine wirklich beträchtliche Rendite das hohe Risiko einer Aktienanlage einzugehen, ist, laut Verbraucherzentrale, »kaum sinnvoll«. Als langfristige Geldanlage überzeugen Kinder-Policen nicht wirklich. Anders sieht es bei Unfallversicherungen aus.

Der normale gesetzliche Unfallschutz für unseren Nachwuchs ist ziemlich lückenhaft. Kommt es in der Freizeit, beim Sport oder im Ferienlager zu einem schweren Unfall, müssen die Eltern den Lebensunterhalt lebenslang allein bestreiten. Eine private Unfallversicherung kann sich daher auszahlen. Wenn Sie ganz auf Nummer sicher gehen wollen, können Sie noch eine zusätzliche Invaliditätsversicherung abschließen, die bei Invalidität durch Krankheit einspringt.

Tipp: Unfallversicherungen für Kinder kosten bis zum 18. Lebensjahr nur rund die Hälfte des Erwachsenen-Beitrages – unabhängig vom Alter. Zu Beginn der Berufsausbildung sollte die Police durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung ersetzt werden.

Für Familien mit Kindern sind einige Versicherungsarten »ein absolutes Muss«, findet jedenfalls die Stiftung Warentest. Je nach Lebensphase können allerdings unterschiedliche Versicherungsarten zweckmäßig sein.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Jeder Mensch über 18 sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) abschließen, so die Tester. Immerhin werde jeder vierte Arbeitnehmer berufsunfähig. Ursache ist bei Erwachsenen meist eine Krankheit, seltener ein Unfall. Daher kommt eine Unfall- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die erst bei voller Invalidität zahlt, nur als Notbehelf infrage. Etwa dann, wenn der Versicherer wegen einer Vorerkrankung oder eines riskanten Berufs den Abschluss einer BUV ablehnt.

Besonders jüngere Arbeitnehmer sollten sich allerdings vom hohen Preis nicht sofort abschrecken lassen. Denn: Wer nach 1960 geboren ist, erhält vom Staat im Regelfall kein Geld! Nur wer gar keine Tätigkeit mehr bewältigen kann, bekommt eine »Erwerbsminderungsrente«. Mit ihr lässt sich der gewohnte Lebensstandard jedoch normalerweise nicht halten.

Privathaftpflichtversicherung: Eine Privathaftpflichtversicherung ist unverzichtbar, denn jeder ist für den Schaden, den er bei einem Dritten angerichtet hat, zum Schadensersatz verpflichtet – mit seinem gesamten Vermögen und bis zur Pfändungsgrenze mit seinem Einkommen. Unter Umständen muss man ein Leben lang zahlen. Familien können sich gegen solche unkalkulierbaren Risiken durch eine Familien-Privathaftpflichtversicherung schützen. Sie ist oft deutlich günstiger als Einzelverträge, die jedes Familienmitglied einzeln abschließt.

Krankenversicherung: Eine Krankenversicherung ist in Deutschland Pflicht. Lohnabhängige Arbeitnehmer, die über der Beitragsbemessungsgrenze liegen, Selbstständige und Freiberufler können wählen, ob sie sich gesetzlich oder privat versichern wollen. Alle anderen müssen oder – je nach Sichtweise – dürfen in eine gesetzliche Kasse.

Für Familien ist die gesetzliche Krankenkasse (GKK) meistens deutlich günstiger, da diese eine Familienversicherung anbietet. Das heißt: Ist ein Elternteil gesetzlich versichert, sind automatisch der nicht berufstätige Ehepartner sowie alle Kinder beitragsfrei mitversichert. Dagegen muss in der privaten Krankenversicherung (PKV) jedes Familienmitglied Beitrag zahlen. Und das kann teuer werden.

Risikolebensversicherung: Da-mit der Tod von Vater oder Mutter nicht auch finanziell zur Katastrophe für die Kinder wird, sollten beide Elternteile eine Risikolebensversicherung (RLV) abschließen. Zwar schützt auch eine Kapitallebensversicherung gegen das Todesfallrisiko. Sie ist aber nur unter sehr engen Voraussetzungen empfehlenswert.

Unfallversicherung: Auch kleine Kinder sind vor schweren Unfällen mit lebenslangen Folgen nicht gefeit. Die finanzielle Last, die eine Behinderung oder Invalidität mit sich bringt, ist durch eine private Unfallversicherung leichter zu tragen. Immerhin besteht im Alltag ein weitgehender gesetzlicher Unfallschutz. Die gesetzliche Versicherung regelt Schäden im Kindergarten, in der Schule und auf dem Weg dorthin. Die »Freizeit« der Kinder und Jugendlichen ist allerdings unversichert.

Invaliditätsversicherung: Wer sein Kind umfassend gegen die finanziellen Folgen einer möglichen Invalidität absichern will, kann eine Kinderinvaliditätsversicherung abschließen. Sie ist zwar teurer als eine Unfallversicherung, sichert aber auch gegen das Risiko »Krankheit« ab und nicht allein gegen »Unfall«.

Viele Eltern werden derlei Policen für übertrieben halten. Letztlich gehöre ein gewisses Risiko zum Leben und gegen alle möglichen Unbilden einen Versicherungsvertrag abzuschließen, erscheint ihnen übertrieben. Bis auf die Haftpflichtversicherung hält auch der Autor dieser Zeilen die vorgestellten Versicherungen für verzichtbar. Besser ist es, rechtzeitig vorzubeugen. Laut Statistischem Bundesamt verletzt sich alle 18 Sekunden in Deutschland ein Kind. Nach Meinung von Experten könnten die meisten Unfälle vermieden werden.

Ein amüsantes und kostenloses Sicherheitstraining für Kinder bieten die Versicherer auf der Internetseite:

www.ampelini.de.

Ergänzend gibt es für Eltern die Internetadresse:

www.das-sichere-kind.de,

mit vielen Tipps und nützlichen Hinweisen rund um das Thema Kindersicherheit.

HERMANNUS PFEIFFER

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