Südafrika feierte Mandela

Freilassung des Nationalhelden jährte sich zum 20. Mal

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Südafrika hat am Donnerstag den 20. Jahrestag der Freilassung seines Nationalhelden und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela gefeiert.

Kapstadt (Agenturen/ND). Mittelpunkt der Feiern war ein symbolischer Marsch aus dem Gefängnis Drakenstein bei Kapstadt. Weitere Feierlichkeiten und Militärparaden sowie die Rede von Südafrikas Präsident Jacob Zuma vor dem Parlament sollten ebenfalls der Freilassung Mandelas am 11. Februar 1990 gelten. Der 91-jährige Mandela, der von Krankheiten geschwächt zurückgezogen in Johannesburg lebt, wurde am Abend zu Zumas »Rede zur Lage der Nation« vor dem südafrikanischen Parlament in Kapstadt erwartet.

Seine damals weltweit mit großer Aufmerksamkeit verfolgte Entlassung nach 27 Jahren Haft hatte das Ende des rassistischen Apartheid-Systems eingeleitet. Mandela wurde 1994 bei der ersten demokratischen Wahl in Südafrika zum Präsidenten gewählt.

An dem Gedenkmarsch am Donnerstagmittag nahmen mehrere Veteranen des Afrikanischen National-Kongresses (ANC) teil. Entgegen ersten Ankündigungen waren aber Präsident Zuma und Mandelas Ex-Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela nicht dabei. Viele Teilnehmer trugen Gelb, Grün und Schwarz, die Farben des ANC, der früheren Befreiungsbewegung und heutigen Regierungspartei. Sie schwangen Parteifahnen und riefen »Viva Madiba!«, wobei sie Mandela bei seinem Clan-Namen nannten. Vor einer Bronze-Statue des Friedensnobelpreisträgers reckten sie die Faust – der traditionelle Gruß des ANC im Kampf gegen die Apartheid.

Mit scharfen Worten griff der Führer der ANC-Jugendorganisation Julius Malema bei der Gedenkveranstaltung nahe des Gefängnisses den ehemaligen Präsidenten Frederik Willem de Klerk an, der gemeinsam mit Mandela für den friedlichen Übergang in Südafrika den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Der letzte Präsident des Apartheidstaates, der vor 20 Jahren Mandelas Freilassung bewirkt und die Beendigung des Rassismus verkündet hatte, sei ebenso wie alle anderen weißen Politiker verantwortlich für die Armut und die Unterdrückung der schwarzen Massen, erklärte Malema in seiner Rede. »De Klerk ist ein Produkt der Apartheid ... Er darf nie wie Mandela gefeiert werden.«

»Es gibt kein größeres Symbol für Afrikas Menschlichkeit« als Mandela, betonte der Präsident des Fußballweltverbands FIFA, Joseph Blatter, in einer am Donnerstag veröffentlichten Videobotschaft. Auch die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft werde »zu dem Erbe gehören, das Sie für Ihr Land wollten«, heißt es in dem an Mandela gerichteten Gruß.

Hollywood-Legende Clint Eastwood (79) würdigte Mandela als einen Ausnahmepolitiker, der nach seiner Befreiung nicht als Rächer, sondern als Versöhner angetreten sei. Eine vergleichbare Lichtgestalt sei heute am politischen Horizont nicht erkennbar, sagte der Schauspieler und Regisseur der »Frankfurter Rundschau«. Im Mittelpunkt von Eastwoods neuem Film »Invictus« steht Mandelas Rolle beim Sieg Südafrikas bei der Rugby-Weltmeisterschaft 1995, ein Jahr nach dem Ende des Apartheid-Staates. Südafrikas Medien gedachten mit Sonderbeiträgen in Radio und Fernsehen sowie Berichten auf den Titelseiten der Zeitungen der Freilassung des späteren ersten schwarzen Präsidenten des Landes. Die Tageszeitung »The Times« titelte »Mandela: eine Nation feiert ihren 20.«, die Zeitung »The Star« widmete dem 91-Jährigen eine Sonderbeilage. Ehemalige Weggefährten Mandelas traten in Radio- und Fernsehsendungen auf und zollten ihm Respekt. Der frühere Aktivist Ahmed Kathrada lobte vor Journalisten die Errungenschaften auf dem Weg Südafrikas von der Apartheid zur Demokratie, mahnte jedoch, es müsse noch mehr getan werden.

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