Protest gegen den Krieg

Kundgebung und Demonstration »Kein Soldat mehr« in Berlin

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.
Aktion gegen den Krieg in Afghanistan. Lediglich 2000 Friedensbewegte demonstrierten in Berlin, obwohl die Ablehnung des Bundeswehreinsatzes in der Bevölkerung weiter verbreitet ist.

Rund 2000 Menschen demonstrierten am Sonnabend in Berlin für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. »Kein Soldat mehr. Dem Frieden eine Chance – Truppen raus aus Afghanistan« hieß das Motto der Aktion, zu der bundesweit aufgerufen worden war.

Unter den Teilnehmern befanden sich auch Bundes- und Landtagsabgeordnete der Linkspartei und einige Gewerkschafter, die mit der Fahne der IG Bauen Agrar Umwelt Flagge zeigten. »Krieg wird niemals Frieden, wie auch eine Katze niemals ein Hund wird«, widersprach der Theologe Eugen Drewermann unter Applaus den Beteuerungen der Bundesregierung, der Einsatz der Bundeswehr diene dem Frieden in Afghanistan. Drewermann schloss seinen Beitrag mit einem literarischen Klassiker der deutschen Friedensbewegung ab, indem er das Gedicht »Sag nein«, von Wolfgang Borchert rezitierte.

Einen anderen politischen Akzent setze eine Gruppe jüngerer Kriegsgegner mit einem Transparent, auf dem die Parole stand: »Was in Deutschland brennt, kann in Afghanistan keinen Schaden anrichten«. »Wir wollen deutlich machen, dass es sehr unterschiedliche Formen des Antimilitarismus gibt. So haben in verschiedenen Ländern Antimilitaristen Kriegsgerät zerstört, bevor es zum Einsatz kommt«, betonte eine Frau hinter dem Transparent gegenüber ND. In Berlin sind im Dezember 2009 drei Männer, denen versuchte Brandstiftung an Militärfahrzeugen vorgeworfen wurde, zu Haftstrafen verurteilt worden.

An die Kundgebung schloss sich eine Demonstration zum Reichstagsgebäude an. Mit einem symbolischen »Die-In« (engl. Sterben) wollten Mitglieder der Internationalen Ärzteorganisation für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) auf die alltäglichen Opfer des Afghanistankrieges aufmerksam machen. »In unseren Medien werden Zivilisten, die in Afghanistan durch NATO-Bomben sterben, nur am Rande erwähnt«, beklagte eine IPPNW-Aktivistin.

Zum Abschluss der Demonstration wurden Schilder mit den Namen von 100 Städten, in denen Kriegsgegner aktiv sind, in der Nähe des Reichstags platziert. Darunter waren Berlin, Bremen und Hamburg, das sachsen-anhaltische Halle an der Saale und das osthessische Fulda, die bisher nicht als politische Hochburgen bekannt waren.

Seit einigen Monaten ruft der DGB-Kreisverband Fulda mit einem Appell zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und zur Schaffung ziviler Arbeitsplätze auf. Auch in Berlin wurden Unterschriften für den Fuldaer Appell gesammelt.

»Anlass war der Tod eines jungen Mannes aus Fulda, der an den Folgen seiner Verletzungen, die er sich als Soldat in Afghanistan zugezogen hatte, im letzten Jahr starb. Bei der Beerdigung wurde viel vom Tod für das Vaterland gesprochen. Dass sich der Mann zur Bundeswehr gemeldet hatte, weil er arbeitslos war, wurde nicht erwähnt.« Das sei der Anlass für die Gewerkschafter gewesen, friedenspolitische Position zu beziehen, berichtet Karin Masche vom Fuldaer DGB-Kreisvorstand.

Wie die Städteschilder deutlich machten, ist das Beispiel aus Osthessen keine Ausnahme. An der Basis laufen mehr Aktivitäten gegen die Bundeswehr in Afghanistan, als die relativ bescheidene Zahl der Demonstrationsteilnehmer am Sonnabend vermutet lässt. »Obwohl Umfragen zufolge die Mehrzahl der Bundesbürger den Bundeswehreinsatz in Afghanistan ablehnt, lassen sich nur wenige Menschen dafür mobilisieren«, diese Einschätzung von Ute Finckh vom Bund für Soziale Verteidigung (BSV) hat sich wieder einmal bestätigt.

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