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Hemdsärmelig
Meir Dagan - der israelische Geheimdienstchef muss sich vor der EU rechtfertigen
Ein Punkt der gestrigen Sitzung der EU-Außenminister in Brüssel lautete: »Aufklärung über die mögliche Verwendung von EU-Pässen bei der Ermordung eines Hamas-Funktionärs in Dubai durch den israelischen Geheimdienst«. Die Nachfrage hat damit zu tun, dass die Mörder sämtlich mit gefälschten Pässen aus EU-Ländern, auch einem deutschen, in die Vereinigten Arabischen Emirate eingereist waren. Richtig verärgert sind die Außenminister aber wohl wegen des herablassenden Umgangs jenes Dienstes mit ihren bisher rein geschäftsmäßig formulierten Protesten.
Adressat dieser Kritik ist Meir Dagan, der Chef jenes Auslandsgeheimdienstes, der sich vornehm »Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben« nennt und unter dem Namen Mossad gefürchtet ist. In der Vergangenheit konnte sich Dagan eigentlich so gut wie alles leisten, nicht nur weil auch die zweifelhaftesten Mossad-Aktivitäten von der israelischen Mehrheitsgesellschaft als sakrosankt behandelt werden. Dagan genoss auch die Gunst beider großer politischer Lager in Israel.
Unter dem Arbeitspartei-Ministerpräsidenten Shimon Peres (heute Staatspräsident) wurde Dagan bereits 1996 Vize des Inlandsgeheimdienstes. Der spätere Likud-Premier Ariel Sharon machte Dagan dann sofort nach seiner Ernennung 2002 zum Mossad-Chef. Beide verband nicht nur ihr hemdsärmeliges politisches Auftreten. Dagan hatte bereits in den 70er Jahren unter Sharon in zwielichtigen Kommandos der israelischen Armee gedient, einer Art Todesschwadronen gegen palästinensische »Terroristen«. An der Seite General Sharons überquerte Dagan während des Yom-Kippur-Krieges 1973 den Suez-Kanal und befehligte im Krieg gegen Libanon 1982 eine Panzerbrigade.
Der heute 65-jährige Dagan, der in Nowosibirsk in der Sowjetunion unter dem Namen Meir Hubermann geboren wurde und 1950 mit seinen Eltern nach Israel auswanderte, ist jetzt nicht nur selbst ein hochdekorierter General, sondern – was in seinen Kreisen wohl noch mehr zählt – Träger einer Reihe spezieller Kriegsauszeichnungen. Deshalb und wegen der Rückendeckung durch »befreundete Dienste« glaubte Dagan bislang auf Fingerspitzengefühl verzichten zu können. Roland Etzel
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