Irrglaube

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer darf die in Deutschland lebenden knapp vier Millionen Muslime vertreten? Um diese Frage kreist die vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ins Leben gerufene Islamkonferenz seit ihrer Gründung. Unzählige Vereine behaupten von sich, für die hier lebenden Muslime zu sprechen. Schäuble wollte seiner Konferenz möglichst viel Gewicht verleihen und holte so neben ausgewiesenen Islamkritikern auch die Fundamentalisten von Milli Görüs an Bord. Folglich hat die Konferenz in den letzten vier Jahren nichts zählbares zu Stande gebracht – vor allem, weil der von Milli Görüs dominierte Islamrat viele Entscheidungen blockierte. Und so stellt sich die Frage, ob dieser Dialog überhaupt funktionieren kann, solange Fundamentalisten mit am Tisch sitzen.

Zudem beruht die Islamkonferenz auf einem grundlegendem Irrtum. Anders als es uns die Medien oft weis machen wollen, sieht ein Großteil der deutschen Muslime nie eine Moschee von innen. Deshalb fühlen sich viele Muslime von keinem der in der Konferenz sitzenden islamischen Vereine repräsentiert.

Die Konferenz war von Anfang an eine Fehlkonstruktion, weil man auf deutscher Seite voraussetzte, dass sich die Muslime hierzulande ausschließlich über ihre Religion definieren. Ein gefährlicher Irrglaube, der gut in die vom »Kampf der Kulturen« geprägten Wahrnehmungsmuster passt, aber mit der Realität auf der Straße wenig zu tun hat.

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