Irrglaube

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer darf die in Deutschland lebenden knapp vier Millionen Muslime vertreten? Um diese Frage kreist die vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ins Leben gerufene Islamkonferenz seit ihrer Gründung. Unzählige Vereine behaupten von sich, für die hier lebenden Muslime zu sprechen. Schäuble wollte seiner Konferenz möglichst viel Gewicht verleihen und holte so neben ausgewiesenen Islamkritikern auch die Fundamentalisten von Milli Görüs an Bord. Folglich hat die Konferenz in den letzten vier Jahren nichts zählbares zu Stande gebracht – vor allem, weil der von Milli Görüs dominierte Islamrat viele Entscheidungen blockierte. Und so stellt sich die Frage, ob dieser Dialog überhaupt funktionieren kann, solange Fundamentalisten mit am Tisch sitzen.

Zudem beruht die Islamkonferenz auf einem grundlegendem Irrtum. Anders als es uns die Medien oft weis machen wollen, sieht ein Großteil der deutschen Muslime nie eine Moschee von innen. Deshalb fühlen sich viele Muslime von keinem der in der Konferenz sitzenden islamischen Vereine repräsentiert.

Die Konferenz war von Anfang an eine Fehlkonstruktion, weil man auf deutscher Seite voraussetzte, dass sich die Muslime hierzulande ausschließlich über ihre Religion definieren. Ein gefährlicher Irrglaube, der gut in die vom »Kampf der Kulturen« geprägten Wahrnehmungsmuster passt, aber mit der Realität auf der Straße wenig zu tun hat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -