Silberner Abgang – rosige Zukunft

Deutsche Hockey-Männer verlieren das WM-Finale gegen Australien knapp mit 1:2

  • Thomas Prüfer, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Australiens Kiel Brown (r.) schirmt Matthias Witthaus ab. Fotos: AFP
Australiens Kiel Brown (r.) schirmt Matthias Witthaus ab. Fotos: AFP

Silberne WM-Plaketten am Hals, »goldene« Aussichten im Gepäck: Als Deutschlands Hockey-Asse nach der gemeinsamen Feiernacht mit dem neuen Weltmeister Australien am Sonntag hundemüde den Flieger in die Heimat bestiegen, war der Frust über den verpassten WM-Hattrick längst dem Wissen über die glänzenden Perspektiven gewichen. »Natürlich sind wir enttäuscht. Aber wir haben mit dem jüngsten aller Teams ein tolles Turnier gespielt. Wenn die Mannschaft dies erkennt, haben wir eine tolle Zukunft vor uns«, betonte Kapitän Max Müller. »Absolut stolz« trotz des knappen 1:2 im Finale von Delhi war auch Bundestrainer Markus Weise auf seine Jungstars. Der nach dem Olympiasieg 2008 eingeleitete Umbruch scheint geglückt und die erneute Gold-Mission für London 2012 realistisch.

Daher stand im Teamhotel trotz der ersten WM-Niederlage der Männer seit dem 27. Februar 2002 im Beisein von Freunden und Botschaftsangehörigen auch kein Frusttrinken an. Im Gegenteil: Weise, Müller & Co. trugen gut gelaunt von den Gastgebern überreichte Turbane mit Deutschland-Fähnchen zur Schau, der Hotel-DJ gab Zugaben, als einige Asse auf dem Tresen tanzten. Später mischten sie sich im feinen DHB-Zwirn ein paar Etagen höher unter die »Aussies«, von denen manch einer nach der geglückten Revanche für die deutschen WM-Endspielsiege 2002 (2:1) und 2006 (4:3) sogar das Duschen vergessen hatte.

Durch die Niederlage blieb das noch nie von einem Männer-Team in der WM-Geschichte (seit 1971) geschaffte Titel-Triple auch für die Deutschen unerreicht. »Natürlich: Die erste Enttäuschung war riesig«, gab Benjamin Weß zu, der wie einige Mitspieler nach dem Spielende auf dem Feld hemmungslos drauflos geheult hatte. Nach Moritz Fürstes 1:1 (47. Minute) gab es Chancen zum Sieg, doch die favorisierten Australier waren einen Tick cleverer und holten dank Eddy Ockenden (6.) und Luke Doerner (62.) nicht unverdient den ersten WM-Titel seit 1986.

Doch die Zukunft dürfte den im Schnitt 23 Jahre alten Deutschen gehören. Mit zweiten Rängen bei der WM sowie bei der Champions Trophy und der EM 2009 gab der mit neun Olympiasiegern von 2008 und ebenso vielen Talenten gespickte Kader zum dritten Mal in kurzer Zeit im Konzert der weltbesten Teams mit den Ton an. »Am besten sind Hockey-Spieler im Alter von 26, 27 Jahren«, sagte kürzlich Coach Weise, der den Neuaufbau direkt nach dem Olympia-Coup von Peking eingeläutet und danach konsequent fortgeführt hat. So bereitete ihm auch der WM-Verzicht seines ansonsten zuverlässigsten Torjägers Christopher Zeller und dessen Bruder Philipp, in der Abwehr eigentlich unersetzlich, keine großen Sorgen.

Andere sprangen in die Bresche: So wurden Kapitän Müller (22) als bester Abwehrspieler der gesamten WM und Martin Häner (21) als bester Verteidiger im Finale besondere Ehrungen zuteil. Im Sturm avancierte der erst 18-jährige Florian Fuchs (U21-Weltmeister 2009), einer aus dem unerschöpflichen Talente-Reservoir, zum Hoffnungsträger. Und wenn man den Worten der DHB-Verantwortlichen Glauben schenken darf, werden weitere junge Spieler folgen. So warb U 21-Coach Jamilon Mülders schon 2009 für die Talente und nannte den Hamburger Fuchs mit Blick auf kommende Herausforderungen »eine von mehreren Granaten« in der Hinterhand.

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