»Hochverräter« Jupp
Jupp Angenfort ist gestorben
Angenfort wurde 1924 als Eisenbahnersohn geboren. Er musste in die Wehrmacht einrücken, geriet in sowjetische Gefangenschaft. Dort begann – wie er sagte – sein politisches Leben. Angenfort wurde Kommunist, arbeitete an einer Antifa-Schule mit deutschen Kriegsgefangenen. 1949 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wurde Vorsitzender der Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) in Westdeutschland und als Mann der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1951 jüngster Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen. Im März 1953 wird der Abgeordnete auf offener Straße verhaftet, 1955 vom Bundesgerichtshof verurteilt und ins Zuchthaus gesteckt. Verbrechen konnte man ihm keine nachweisen, also behauptete man einfach, Angenfort wolle »Hochverrat« begehen und ein »bolschewistisches Gewaltregime« errichten. Im Kalten Krieg reichte das aus, zumal KPD und FDJ ja auch verboten waren. Erst im April 1957 begnadigte Bundespräsident Heuss den Kommunisten, 1961 widerrief Bundespräsident Lübke jedoch den Beschluss seines Amtsvorgängers.
Jupp wurde erneut verhaftet. Doch während eines Gefangenentransports, gelang ihm die Flucht. Er ging in die Illegalität und setzte sich später in die DDR ab. Nach der Gründung der DKP im Jahre 1968 fuhr Angenfort mehrfach zu Parteiveranstaltungen in die Bundesrepublik. Illegal natürlich. 1969 wurde er erneut verhaftet, bald jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt.
Angenfort war von 1988 bis 2002 Landesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) in Nordrhein-Westfalen und bis zu seinem Tod war Jupp Mitglied des Bundesausschusses der VVN-BdA.
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