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Buch, Messe
Heute Abend ist feierliche Eröffnung – für Leipzigs Buchmesse. Ein kleiner Bindestrich ändert alles: Buch-Messe. Messe liest sich plötzlich so anders. Messe hat nun was mit Abendmahl zu tun. Lesen ist meist Abendmahl. Denn wir greifen meist nicht vor dem Tag zum Buch, sondern an dessen Abend. Wenn wir einmal mehr erfahren haben, dass wir auch heute nicht der Welt so entsprochen haben, wie sie es will. Sie will uns nicht, wie wir sind – so lernen wir, was sich rechnet, und wir vergessen allzu leicht, was zählt. Die Messe, die wir dann lesend, lesend, lesend zelebrieren, ist ein Stückweg Umkehr. Für solche Umkehr kann jene andere Messe, etwa die in Leipzig, die alljährlich ein Kräftemessen auf dem Markt bleibt, ein Impuls sein: im Trubel eines Festivals jäh bestürzt werden vom Grauen des Trubels. Und bewusster denn je Einsamkeit suchen, gemeinsam mit einem Buch.
Der Verleger hat Interessen, der Buchhändler oder Agent auch; alte und neue Medien belauern einander; und die Berichterstatter sind süchtig nach Tendenzen – aber jede Zahl, die aus Leipzig vermeldet wird, geht mit beschlossenem Schicksal in die Welt: Sie ist sogleich vergessen. Das ist Buchmesse. Wichtigkeitsgestöber. Der wahre Leipzig-Besucher muss so entschlossen ins Gedränge gehen, wie man vom Berg absteigt: Spring ins Geröll – oder meide es! Hinein, hinein! Und dann die Augenblicke der wahren Empfindung: Bloß schnell wieder raus! Gutes Buch, wo bist du?
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