Antifaschistischer Frühjahrsputz
Dortmund macht mobil gegen Nazi-Aktivitäten
Am Freitagnachmittag zogen rund 150 Nazigegner durch den Stadtteil Dorstfeld, um Laternenpfähle und Haltestellen von neofaschistischen Aufklebern und Schmierereien zu reinigen. Mit Sprühreiniger und Spachteln ausgerüstet, begleitet von zwei Hundertschaften der Polizei, waren sie dem Aufruf des örtlichen »Bündnis gegen Rechts« gefolgt.
Seit Monaten kommt es in Dorstfeld zu Übergriffen und Provokationen durch sogenannte Autonomen Nationalisten. Zwei Familien, die sich vor Ort gegen die Nazis engagierten, sahen sich nach Anschlägen und Bedrohungen durch die Rechten gezwungen, aus Dorstfeld wegzuziehen.
Auch am Freitag kam es immer wieder zu Provokationen der Neonazis, die sich in kleinen Gruppen rund um die Wegstrecke der Nazigegner versammelt hatten. Der »Frühjahrsputz« konnte zudem erst mit Verspätung starten, da die Polizei Hinweise auf etwaige Sprengsätze entlang der Route erhalten hatte. Spürhunde wurden jedoch nicht fündig.
Bereits am Freitagmorgen war ein Antifaschist, der sich im letzten Herbst an der Demonstration gegen den »Nationalen Antikriegstag« der Rechtsextremen beteiligt hatte, vom Dortmunder Amtsgericht wegen angeblicher Rädelführerschaft zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 25 Euro verurteilt worden. Der junge Mann habe andere Linke per Handzeichen aufgefordert, sich in Richtung einer Polizeisperre zu bewegen, hieß es. In seinem Abschlussplädoyer nannte der Staatsanwalt Neofaschisten »politisch Andersdenkende«, was zu Protesten von Zuschauern der Verhandlung führte.
Unterdessen kündigte das bundesweite Bündnis »Dortmund stellt sich quer!« an, den für den 4. September angemeldeten neuerlichen Aufmarsch der Neonazis anlässlich des Antikriegstages mittels Blockaden verhindern zu wollen. Nach Dresden gelte der »Nationale Antikriegstag« in Dortmund als wichtigste Nagelprobe der »Autonomen Nationalisten« bundesweit, heißt es im Aufruf des Bündnisses.
Polizei und Politik wirft das Bündnis vor, die Verantwortung für das Erstarken der Neofaschisten in Dortmund zu tragen, da diese die starke rechte Szene verharmlosen würden, obwohl seit dem Jahr 2000 vier Menschen – darunter drei Polizisten – von Neonazis ermordet wurden.
Der Aufruf, den Aufmarsch der etwa 2000 erwarteten Neonazis im September zu blockieren, wird unter anderem vom Liedermacher Konstantin Wecker, dem Bundesvorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Heinrich Fink, dem Linkspolitiker Hans Modrow, verschiedenen Landtags- und Bundestagsabgeordneten der LINKEN, sowie diversen Antifa-Gruppen unterstützt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.