Schlossherrenmenschen

Trebnitz: Immobilienerwerb durch Neonazis erst Ende April perfekt

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Netzwerk gegen Rechts will die Bürger von Trebnitz in Sachsen-Anhalt über die neuen Besitzer des dortigen Schlosses aufklären. Ab Ende April dürften das zwei bekannte Neonazis sein.

Noch ist das Geld nicht geflossen. Bis spätestens 29. April müssen Thomas Wulff und Axel Schunk 80 000 Euro überwiesen haben. Dann gehört den beiden Neonazis das Schloss Trebnitz in Sachsen-Anhalt. Wulff, der dem NPD-Bundesvorstand angehört, und Schunk, der Fahrtenführer der verbotenen Wiking-Jugend war, hatten die Immobilie bei einer Versteigerung erworben, wie Mitte Februar bekannt wurde. Derzeit laufe noch eine Widerspruchsfrist, sagte gestern ein Sprecher beim Landgericht Magdeburg auf ND-Anfrage; verstreiche diese ungenutzt, ist das Geschäft in gut fünf Wochen perfekt. Dass bisher noch kein Geld gezahlt wurde, sage nichts über die Ernsthaftigkeit der Kaufabsichten aus, erklärte der Sprecher: »Eine Anzahlung war nicht gefordert.«

Vermutlich wird also in Trebnitz zum zweiten Mal der Versuch unternommen, ein »nationales Schulungszentrum« zu schaffen. Vor neun Jahren hatte bereits der heutige Berliner NPD-Chef Uwe Meenen die Immobilie ersteigert, die zuletzt in der DDR als Altersheim genutzt wurde. Im Auftrag des Altnazis Rolf Hanno zahlte er damals 100 000 Mark. Mit dem Aufbau des Zentrums wurde der sachsen-anhaltische NPD-Führer Steffen Hupka beauftragt. Einige Arbeitseinsätze fanden statt, dann aber kam es zu Streit und finanziellen Querelen. Schließlich ließ Hanno das Anwesen, das bereits 2001 in äußerst heruntergekommenem Zustand war und seither weiter verlottert ist, erneut versteigern.

Beobachter vermuten, dass die Pläne jetzt ernsthafter verfolgt werden. Wulff, früherer Frontmann der Freien Nationalisten und enger Vertrauter des verstorbenen NPD-Anwalts und -Geldgebers Jürgen Rieger, sei »ein anderes Kaliber« als Hupka, sagt Roman Binder, Chef der Grünen im Salzlandkreis und Mitglied im dortigen Netzwerk gegen Rechts, der vermutet, dass die ehemalige Wasserburg aus dem 17. Jahrhundert nun Stück für Stück renoviert wird. Sollte dort tatsächlich ein Schulungs- oder Veranstaltungszentrum entstehen, hätte dieses eine ideale Lage. Trebnitz liegt unweit der Autobahn A 14 im Süden von Sachsen-Anhalt. Nicht weit ist es bis nach Bernburg, wo die NPD-Nachwuchstruppe Junge Nationaldemokraten ihre Bundeszentrale hat, sowie in den Harz, wo etliche NPD-Größen wohnen, und nach Nordsachsen, wo die NPD verstärkt Präsenz zeigen will.

Mehr Aufklärung

Während juristisch gegen den Immobilienkauf nicht mehr vorzugehen ist, setzt das Netzwerk gegen Rechts auf verstärkte Aufklärung bei den Anwohnern. Heute soll im Vereinsheim des Sportvereins »Blau-Weiß Trebnitz« dazu eine öffentliche Veranstaltung stattfinden, bei der Berater vom Verein »Mit-einander« über die künftigen Schlossherren informieren.

Auf dem Gelände des ehemaligen LPG-Hofs, der an das Schlossgelände angrenzt, soll demnächst zudem ein Frühlingsfest stattfinden, an dem Vereine und Initiativen aus dem gesamten Salzlandkreis teilnehmen können. Dazu wird mit einem offenen Brief aufgerufen. Ziel sei, dass die Bewohner des kleinen Dorfes die Schlossbesitzer »kritisch beäugen«, sagt Binder: »Wir möchten sie gern mit einem gewissen Unwohlsein impfen.« Auf diese Weise hofft man zu verhindern, dass sich Anwohner für das Anliegen Wulffs und Schunks vereinnahmen lassen.

Nach der ersten Übernahme durch Rechte war kritisiert worden, dass die örtliche Bevölkerung nur mangelhaft informiert wurde. Reporter bekamen im Ort kaum Kritik zu hören. Vor allem wegen des hohen Sanierungsaufwands dürfte bis zu einer tatsächlichen Nutzung für Lehrgänge oder Konzerte noch viel Zeit vergehen. Zunächst müssten die neuen Eigentümer ein Nutzungskonzept vorlegen und Baugenehmigungen beantragen. Medienberichten zufolge ist nicht zu erwarten, dass die Behörden im Landkreis diese sonderlich zügig bearbeiten; diese würden »sehr genau hinschauen«, heißt es. Auch der Denkmalschutz hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Dessen Auflagen, sagt Binder, hätten schon manche Sanierung stark behindert – selbst wenn die Besitzer der betreffenden Immobilie keine Rechtsextremen seien.

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