Amputation in Münchner Abendzeitung
Gewerkschaft über Entlassungen von 22 Kollegen empört
München (epd/ND). Journalistenverbände kritisieren den Stellenabbau bei der »Münchner Abendzeitung« (AZ). Die Deutsche Journalisten-Union (dju) in der Gewerkschaft ver.di bezeichnete die Kürzungen am Dienstag als »brutale Amputation« und forderte ein plausibles Konzept für die Zukunft des Blattes. In der Redaktion der AZ sollen nach Angaben der Verlagsführung 22 von derzeit 80 Stellen abgebaut werden. Außerdem werden befristete Arbeitsverhältnisse nicht verlängert.
AZ-Geschäftsführer Dieter Schmitt sagte dem epd, betroffen seien vor allem Layouter und Sekretärinnen, aber auch Bild- und Textredakteure. Die Belegschaft sei am Montag über die geplanten Kündigungen informiert worden. Mit dem Betriebsrat werde derzeit über einen Sozialplan verhandelt.
Mit dem Personalabbau soll das Boulevard-Blatt weiter umstrukturiert werden. »Wir wollen uns auf unsere Kernkompetenz mit der Lokalberichterstattung konzentrieren«, sagte Schmitt. Für die überregionale Berichterstattung solle die Redaktion häufiger auf Agenturen zurückgreifen. Außerdem werde geprüft, ob weitere Inhalte von außen bezogen werden könnten. »Wir überlegen, ob wir zum Beispiel die Service-Seite ankaufen können«, sagte Schmitt.
Hintergrund der geplanten Entlassungen seien Einbußen im Anzeigenmarkt und Vertrieb. Zudem gebe es viel Konkurrenz unter den Boulevard-Zeitungen in München. Nach Angaben der Auflagenkontrolle IVW hatte die AZ im vierten Quartal 2009 eine verkaufte Auflage von rund 137 000 Exemplaren, Anfang 2008 waren es noch 157 000 Exemplare.
Das Bundeskartellamt hatte Anfang März dem Verkauf der Nürnberger AZ-Ausgabe an den Telefonbuch-, Anzeigenblatt- und Radiounternehmer Gunther Oschmann zugestimmt. Die dju betonte, damit sei frisches Geld in die Kasse des Münchner Blattes geflossen.
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