Lizenz zum Gelddrucken

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Beinahe täglich findet die Pharmaindustrie einen neuen Sprecher, der vor einem Abbau von Jobs warnt, sollte die Politik ihre Pläne wahr machen. Die sehen vor, den Herstellerrabatt für neue, hochpreisige Medikamente, den sie den Krankenkassen gewähren müssen, von sechs auf sechzehn Prozent zu erhöhen. Immerhin könnten die Kassen so eine Milliarde Euro einsparen, ein schöner Batzen Geld für den klammen Gesundheitsfonds. Das Ritual ist vor jeder neuen Gesundheitsreform dasselbe: Man möchte die Ausgaben für Arzneimittel, deren Anstieg fast einem Naturgesetz gleichkommt, verringern. Und wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, die Versicherten abzukassieren, muss man wenigstens so tun, als ob man auch an die Industrie herangeht.

Die Pharmaindustrie hat hierzulande traumhafte Bedingungen, sie kann ein neues Arzneimittel auf den Markt bringen und einfach einen Preis festlegen. Eine Lizenz zum Gelddrucken nennen Kritiker diesen Zustand und Mondpreise das, was dabei herauskommt. Kein Wunder, dass viele Arzneimittelpreise in Deutschland so hoch sind. Traumhaft ist allerdings auch das Beziehungsgeflecht, über das diese Industrie verfügt, und mit dem sie ihre Interessen immer wieder durchsetzt. Egal, ob die Gesundheitsminister von der CSU, der SPD oder der FDP kamen – sie knickten stets ein mit ihren Forderungen nach Positivlisten, Preiskontrollen oder Rabatten. SPD-Bundeskanzler Schröder ließ sich vor Jahren gar den Verzicht auf Reformen abkaufen. Der amtierende Minister lässt der Industrie jetzt eine Weile Zeit, damit sie die Preise vor den neuen Rabatten noch einmal erhöhen kann. Und dazu kräftig jammern.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.