- Kommentare
- kommentiert
Durchwachsen
Prognosen haften, zumal wenn sie die Zukunft betreffen, bekanntlich gewisse Unsicherheiten an. Das gilt auch für das Frühjahrsgutachten der »Wirtschaftsweisen«. Gleichgültig jedoch, welche konkrete Ziffer hinter dem Komma steht – die Größenordnung des Wachstums, auf das sie verweisen, ist stimmig: Nur mühselig arbeitet sich die deutsche Wirtschaft aus dem heftigsten Nachkriegscrash, vor allem getragen vom Export, heraus. Bei den öffentlichen Haushalten kommt die Krise indes erst in den kommenden Monaten richtig an. So weit die Zustandsbeschreibung. Sie ist freilich bereits in einem solchem Maße Allgemeingut, dass es der geballten Professorenautorität nicht bedurft hätte.
Die Noten für die Bundesregierung fallen durchwachsen aus. So, wie die immer noch irrlichternden Steuersenkungsfantasien durch die »Weisen« zu Recht ins Reich des Irrationalen verwiesen werden, fordern sie zugleich einen »Sparkurs, wie es ihn in der Bundesrepublik bislang noch nicht gegeben hat«. Die zweifellos unausweichliche Konsolidierung der öffentlichen Kassen soll vor allem durch die Ausgabenpolitik gestemmt werden. Für die Konjunktur unschädliche Umverteilungsgedanken, die – wie beim Spitzensteuersatz, der Vermögenssteuer und dergleichen – neben Einnahmen auch wieder mehr Gerechtigkeit ins Steuersystem der Bundesrepublik bringen würden, kommen den Professoren nicht in den Sinn. Schwarz-Gelb wird ihrem Rat deshalb nur zu gern folgen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.