Trauerfeier im ISAF-Heuptquartier

Generalinspekteur warnt vor Debatte zum Krieg

  • Lesedauer: 2 Min.
Während in Afghanistan am Sonntag eine Trauerfeier für die vier getöteten Bundeswehrsoldaten stattfand, wird in Deutschland der Ruf nach einem schnellen Abzug der deutschen Truppen lauter.

Kabul/Berlin (Agenturen/ND). Bei der Trauerfeier im ISAF-Hauptquartier in Masar-i-Scharif haben 1500 Soldaten aus 19 Ländern den vier getöteten Bundeswehrsoldaten »die letzte Ehre« erwiesen. »Von ihnen nehmen wir nun Abschied als wäre es ein Stück von uns«, sagte Bundeswehrgeneralinspekteur Volker Wieker. Er warnte vor einer Debatte in Deutschland über den Sinn und die Dauer des Afghanistan-Einsatzes. Die Taliban betrachteten es als »strategisches Spiel«, den Rückhalt der Bundeswehrsoldaten in der Heimat und die politische Entschlossenheit von Regierung und Parlament zu beeinträchtigen. Am Donnerstag waren bei Kämpfen in der nordafghanischen Provinz Baghlan vier Bundeswehrsoldaten durch Aufständische getötet worden.

Angesichts der jüngsten Kämpfe gibt es jetzt auch aus der SPD Forderungen nach einem schnellen Rückzug. »Aus meiner Sicht sollten wir aus Afghanistan so schnell wie möglich raus«, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering dem Sender NDR Info. »Ich möchte mich nicht daran gewöhnen, ich möchte nicht, dass wir Deutsche uns daran gewöhnen müssen, Nachrichten von im Kriege gefallenen Soldaten zu hören«, sagte Sellering. »Ich möchte diesen Krieg nicht, und ich nehme wahr, dass die Mehrheit der Deutschen ihn auch nicht will«, fügte er hinzu. »Wir müssen so schnell wie möglich raus«, sagte auch Schleswig-Holsteins SPD-Landeschef Ralf Stegner. Allerdings wäre ein sofortiger Rückzug »unverantwortlich«.

Das Vorstandsmitglied der LINKEN, Christine Buchholz, begrüßte den Vorstoß Sellerings. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte im »Tagesspiegel« eine Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Lage in Afghanistan. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sowie Politiker der CDU warnten vor überstürzten Konsequenzen aus der aktuellen Entwicklung. »Trotz dieses abscheulichen Anschlages müssen wir besonnen und verantwortlich reagieren«, sagte Steinmeier. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) betonte, trotz entsprechender Forderungen aus der Bevölkerung »kann ich einen kopflosen Abzug aus Afghanistan nicht gutheißen«.

Weitere Verluste bei ISAF

Unterdessen wurden in Afghanistan erneut Angehörige der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet. Wie das Verteidigungsministerium in Den Haag mitteilte, starben am Sonnabend zwei Soldaten aus den Niederlanden, als deren Fahrzeug in der südlichen Provinz Urusgan mit einem Sprengsatz angegriffen wurde. Ein dritter ausländischer Soldat kam im Süden des Landes ums Leben.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.