Eine Klage mit Folgen
Lidl muss Werbung zurücknehmen
»Wir bei Lidl vergeben unsere Non-Food-Aufträge nur an ausgewählte Lieferanten und Produzenten, die bereit sind und nachweisen können, soziale Verantwortung aktiv zu übernehmen«, heißt es in einer Werbung des deutschen Discounters. Diese Werbung wird der in Neckarsulm ansässige Konzern einstampfen. Dazu hat er sich in einer Unterlassungserklärung beim Landgericht Heilbronn gegenüber der Verbraucherzentrale Hamburg verpflichtet. Ein Erfolg auf ganzer Linie für die Kläger sowie die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte, die die Klage unterstützt haben.
»Der Erfolg zeigt: Das Wettbewerbsrecht kann auch bei irreführender Werbung mit Sozialstandards ein wirksames Mittel sein«, erklärte Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg, nach der Unterzeichnung der Unterlassungserklärung durch Lidl-Verantwortliche. Zufrieden war auch Gisela Burckhardt, Sprecherin der Discounter AG der CCC, die die Studie erstellt hatte, welche die Grundlage für die Klage lieferte: »Der Fall beweist, dass es riskant für Unternehmen ist, sich ein Sozialmäntelchen umzuhängen.« Doch Burckhardt geht es um mehr. »Damit künftig die Konzerne nicht nur in ihrer Werbung geschickter werden, fordern wir die Bundesregierung auf, Unternehmen zu verpflichten, Sozialstandards in der Lieferkette einzuhalten, denn Freiwilligkeit hat bisher nicht zum Erfolg geführt.«
Viele Unternehmen der Branche rühmen sich, Lieferanten über entsprechende Erklärungen zu verpflichten, Ware unter bestimmten Sozialstandards produzieren zu lassen. Doch die Verpflichtung ist das eine, Kontrolle das andere. Genau da hapert es, wie nicht nur der Fall Lidl zeigt. Das Unternehmen hat sich, anders als der Textildiscounter Kik oder andere Billigkonkurrenz, jedoch gerühmt, es besser zu machen. Den Fehler wird man kaum ein zweites Mal machen, aber ob sich dadurch die Arbeitsbedingungen vor Ort zum Positiven ändern, daran zweifelt nicht nur Burckhardt. Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.