Griechenland: »Der Countdown hat begonnen«
Eurokraten machen in Athen der Regierung die Details der Sparvorgaben klar
Brüssel/Athen (dpa/ND). »Das Ziel der Gespräche in Athen ist, ein Programm für die notwendigen wirtschaftlichen Anpassungen auszuarbeiten«, sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Mittwoch in Brüssel. Dabei werde es um die Details der Einsparungen gehen, die Athen bis 2012 umsetzen müsse, um sein Haushaltsdefizit unter die erlaubte Grenze zu senken. Bei den Gesprächen geht es laut Kommission nicht konkret um Vorbereitungen zur Aktivierung des zugesagten Hilfspaketes. »Unsere Aufgabe ist es, bereit zu sein. Über den Antrag entscheiden die Griechen.«
Die Vertreter der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) berieten am Mittwoch in Athen über die Auflagen – im Gegenzug soll Griechenland bis zu 45 Milliarden Euro finanzielle Hilfe erhalten.
Nach den ersten Unterredungen sagte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou: »Die Basis der Gespräche sind die Entscheidungen der EU vom vergangenen Gipfeltreffen.« Die Stimmung sei »gedrückt« gewesen, hieß es aus Kreisen des Ministeriums.
Die Gespräche würden in den kommenden zehn Tagen mit Vertretern aller wichtigen griechischen Finanzinstitutionen fortgesetzt. »Der Countdown hat begonnen«, titelte die Athener Zeitung »Ta Nea« am Mittwoch.
Nach einer längeren Ruhephase begann zudem wieder Streiks: Betroffen waren Fährverkehr, Krankenhäuser sowie Ministerien und andere staatliche Behörden. Die Streikenden protestieren gegen Lohnkürzungen und Sparmaßnahmen der sozialistischen Regierung unter Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Am Mittwoch liefen keine Fähren von Piräus zu den Inseln der Ägäis aus. Ärzte behandelten wegen nicht gezahlter Überstunden in staatlichen Krankenhäusern nur Notfälle.
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