Pharmaschreck Rösler

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

D ie erste Handlung des Bundesgesundheitsministers nach über einem halben Jahr Untätigkeit ist ein schnelles Gesetz zur Eindämmung der Arzneimittelkosten. Prompt kommt die Reaktion aus dem Pharmalager. Sie bezichtigt die »Antipharmalobby«, Druck ausgeübt und die Gesetzgeber zu hektischen Maßnahmen gedrängt zu haben. Ausgerechnet der Kopfpauschalenverfechter Philipp Rösler von der unternehmerfreundlichen Freien Demokratischen Partei als Pharmaschreck? Wer soll das denn glauben?

Bisher hat noch jeder Gesundheitsminister vor der Pharmalobby kapituliert und schnell ein paar Regelungen verabschiedet, die höchstens einen Moment wehtun. Im Grunde aber ändern sie wenig daran, dass die Industrie für neue Medikamente astronomische Summen verlangen kann – egal wie hoch ihr Nutzen wirklich ist. Dass sie das tut, dafür sorgen Heerscharen von Pharmaberatern und in Zukunft auch ein staatliches Institut, an dessen Spitze dank Röslers Hilfe künftig kein kritischer Geist mehr wirken wird. Gäbe es eine Antipharmalobby, wäre das alles anders gelaufen. Die aber ist eine Erfindung der pharmazeutischen Industrie, deren Regierungsschelte eine Schmierenkomödie. Die Arzneiausgaben für Versicherte und Krankenkassen werden so gewiss nicht sinken.

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