Suppenkasper

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein wenig erinnert der Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler an den Kasper, der seine Suppe partout nicht essen will. Auch auf dem Ärztetag in Dresden wiederholte er gestern seine Forderung nach einer Gesundheitsprämie, die für den Chefarzt genauso hoch wäre wie für die Putzfrau. Abgesehen davon, dass dies mit Gerechtigkeit so wenig zu tun hat wie ein Krankenhausaufenthalt mit Urlaub am Meer, kann einem diese beharrliche Ignoranz gegenüber den gesundheitspolitischen Tatsachen Angst machen. Bekanntlich hat die gesetzliche Krankenversicherung weniger ein Ausgaben- als ein Einnahmenproblem. Röslers Rezept macht aber letzteres eher größer. Die Bürgerversicherung würde mehr Einnahmen bringen, aber die hält der Meister ja für sozialistisches Gift.

Zum zweiten ist in der gegenwärtigen finanziell angespannten Lage im Staat sehr schön zu besichtigen, wie schnell ein zugesagter Steuerausgleich für Geringverdienende dem Rotstift zum Opfer fällt, wenn die Kassen leer sind. Diesen dennoch vorzuschlagen, ist kein Zeichen für des Anfängers Blauäugigkeit, sondern politische Absicht. Die Leistungserbringer – das schöne positive Wort steht für alle Hersteller und Anbieter im Gesundheitswesen, die mit Krücken, Krankenversicherungspolicen und Pillen ihr Geld verdienen – sollen ihren Willen bekommen und möglichst viele Regeln im Gesundheitswesen sollen fallen. Das einzige Problem: Die Mehrheit der Menschen, die Mehrheit der Politiker und unzählige Experten warnen vor dieser Kopfpauschale und wollen dem Minister immer wieder die Bürgerversicherung schmackhaft machen. Doch diese Suppe kommt für Rösler einfach nicht in Frage. Wie das wohl ausgeht?

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.