Diego Forlan lässt Madrid feiern
Atlético feiert nach 2:1 gegen Fulham den Europa-League-Titel
Diego Forlan war die Begeisterung um ihn fast schon peinlich. Die spanischen Fans, die mehr als zwei Stunden nach Abpfiff des Finales der Europa League noch vor der Arena ausharrten, brachen in Jubelstürme aus, als der Angreifer von Atlético Madrid noch mal aus dem Bus stieg und auf sie zukam. Wild umher springende Spanier, frenetische »Diego«-Rufe – beinahe so ekstatisch wie bei seinem zweiten Treffer, mit dem er das Endspiel gegen den FC Fulham in der 116. Minute der Verlängerung entschieden hatte. »Tore schießen ist meine Aufgabe. Schön, dass ich es heute so gut gemacht habe«, sagte Forlan fast schon schüchtern und stieg wieder ein.
Wer sonst hätte die Geschichte dieses ersten Europa-League-Finales schreiben können, wenn nicht der 30-Jährige aus Uruguay. Schon vor der Partie fürchteten die Engländer und hofften die Spanier auf den Stürmer, der serienweise trifft und erst im Halbfinale mit Toren in Hin- und Rückspiel den großen FC Liverpool aus dem Wettbewerb beförderte. Es schien, als sei Forlan an diesem Abend allgegenwärtig. Forlan wurde zum »Man of the Match« gekürt, war der gefeierte Mann bei den rund 15 000 mitgereisten Anhängern und Forlan war es auch, der nach dem Abpfiff nicht sofort in die Kurve der Fans sprintete, sondern zunächst den Gegnern die Hand schüttelte.
Trösten konnte das die Engländer natürlich nicht. »Ein Gegentor so kurz vor Schluss – das ist die schlimmste Art zu verlieren«, meinte Fulhams Simon Davies, der die Führung durch Forlans erstes Tor (32. Minute) nur fünf Minuten später mit seinem Volleytreffer wettgemacht hatte. »Es spielt keine Rolle, wie zufrieden man mit dem sein kann, was man vor dem Finale erreicht hat, wenn man nur einen Schritt weiter hätte gehen müssen«, sagte der Trainer der Londoner, Roy Hodgson. »Wir sind alle sehr enttäuscht, weil es keinen großen Unterschied zwischen beiden Teams gab«, meinte Verteidiger Aaron Hughes.
»Es war eine ausgeglichene Partie«, gab auch Atléticos Trainer Quique Sánchez Flores zu. Beide Überraschungsfinalisten waren vornehmlich darauf bedacht, diszipliniert ihre Positionen zu halten. »Beide haben gekämpft wie schon den gesamten Wettbewerb über. Unser zweites Tor war dann eher ein kleiner Unfall«, meinte Sánchez Flores, der auch schon an eine Entscheidung im Glücksspiel Elfmeterschießen geglaubt hatte. »Der Unterschied war Diego«, sagte Madrids Abwehrmann Tomás Ujfalusi, der vier Jahre lang beim Hamburger SV in der Endspielarena zuhause war. »Hier den Pokal zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes«, schwärmte der Tscheche.
Für die Anhänger von Atlético ist der Sieg im Europacup mindestens genauso bedeutsam. Seit 48 Jahren, seit dem Gewinn des Pokals der Pokalsieger, haben sie auf einen Titel gewartet. In Spanien haben sie schon lange den Ruf der ewig leidenden Verlierer und auch in dieser Saison sah es zunächst nach einem weiteren erfolglosen Kapitel aus. Als Sánchez Flores Ende Oktober das Traineramt übernahm, war die Mannschaft gerade aus der Champions League ausgeschieden und befand sich in in der spanischen Primera Division in Abstiegsgefahr. Der 45-Jährige hat das Blatt gewendet. »Das war der wichtigste Sieg meines Lebens«, sagte Sánchez Flores. »Aber dieser Augenblick gehört den Spielern und den Menschen, die so lange warten mussten und die so stolz sind auf diese Mannschaft aus Madrid.«
Zuhause feierten schon in der Nacht des Pokaltriumphes mehr als 40 000 begeisterte Anhänger bis in die Morgenstunden rund um den Neptun-Brunnen. »Ich freue mich so sehr auf die Simmung in Madrid und das ganze Rot-Weiß«, sagte Forlan und Trainer Sánchez Flores kündigte eine ausschweifende Party an: »Wir werden jetzt mindestens zwei Tage lang mit allen und überall feiern.«
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