Verlagerter Fluglärm

In Rheinland-Pfalz wächst der Unmut

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Flughafenausbau in Frankfurt am Main schreitet voran. Besonders in Rheinland-Pfalz wachsen die Befürchtungen, dass neue Flugrouten noch viel mehr Lärm bringen könnten.

Millionen Menschen, die im Rhein-Main-Gebiet leben, leiden bereits unter dem zunehmenden Fluglärm. Dieser wird sich aller Voraussicht nach noch verstärken, wenn es mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens neue Flugrouten geben wird.

Kritisch könnte es werden, wenn die im Bau befindliche Nordwest-Landebahn mit Beginn des Winterflugplans 2011 ihren Betrieb aufnimmt. Es wird dann die vierte Flugbahn sein – neben den Bahnen Süd und Nord und der vor Jahren heftig umstrittenen Startbahn West. Mögliche neue Flugrouten könnten dann zwar das Gebiet über dem Taunus von Fluglärm entlasten, zugleich aber zu mehr Lärm im benachbarten Rheinland-Pfalz führen.

Forderungen an Koch

Es dürfe nicht sein, dass künftig der Lärm von Hessen noch stärker nach Rheinland-Pfalz verlagert werde, sagte der verkehrspolitische Sprecher der rheinland-pfälzischen SPD-Landtagsfraktion, Jens Guth. Sowohl SPD- als auch CDU-Politiker in Mainz forderten Hessens CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch auf, das zugesagte Nachtflugverbot in Frankfurt von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens tatsächlich durchzusetzen.

Auch die CDU-Landtagsabgeordnete Dorothea Schäfer befürchtet eine erhebliche Zunahme der Lärmbelastung. Sie appellierte an den SPD-Ministerpräsidenten Kurt Beck, sich mehr um die Interessen der Bürger zu kümmern, die unter dem Fluglärm zu leiden haben. Die Mainzer Landesregierung kritisiert zwar die Haltung der Koch-Regierung auf der anderen Rheinseite, ist aber nicht bereit, eine Studie zu den Auswirkungen des Fluglärms auch für das Rhein-Main-Gebiet zu finanzieren. Dies hat etwa der Verein »Für ein lebenswertes Mainz und Rheinhessen« gefordert.

Studie angezweifelt

Wie berichtet, hatte der Mediziner Eberhard Greiser aus Bremen in einer Untersuchung nachgewiesen, dass Fluglärm gesundheitsschädlich ist. Es könne sich sogar das Risiko erhöhen, einen Schlaganfall zu erleiden. Greiser hatte die Daten von 800 000 Kassenpatienten in der Region des Köln-Bonner Flughafens auswerten lassen. In einer Stellungnahme des rheinland-pfälzischen Verkehrs- und Wirtschaftsministeriums wird inzwischen daran gezweifelt, dass die Greiser-Studie ausreichend wissenschaftlich begründet ist. Auch im Mainzer Stadtrat, wo SPD, Grüne und die FDP regieren, war ein Vorstoß von CDU und ÖDP/Freien Wählern für eine Lärmstudie gescheitert.

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