Schwarz und Weiß trennen Welten
Wachsende Vermögenskluft in den USA
Eine Schlüsselerkenntnis der Untersuchung, die sich insbesondere die Vermögens- und Einkommensverhältnisse weißer und schwarzer Familien vornahm, lautet: Die Reichtumskluft zwischen Weiß und Schwarz ist in den letzten 25 Jahren nicht kleiner, sondern sogar größer geworden. Diskriminierung und eine Wirtschaftspolitik, die die Wohlhabenden zu Lasten der Schwächeren bevorzugt, sind die Hauptursachen.
Nach Angaben der Studie »besitzen weiße Familien heute typischerweise Vermögenswerte im Umfang von 100 000 Dollar, das ist ein Anstieg von durchschnittlich 22 000 Dollar seit Mitte der 1980er Jahre. Das Durchschnittsvermögen afroamerikanischer Familien beläuft sich demgegenüber auf lediglich 5000 Dollar, ein Zuwachs von 2000 Dollar.« Jede vierte der untersuchten schwarzen Familien besitzt keinerlei Vermögen.
»Wir haben die Familien praktisch über eine Generation hinweg studiert. Dabei haben wir festgestellt, dass der Reichtumsabstand in galoppierendem Tempo gewachsen ist«, erklärte Tom Shapiro, einer der Autoren, gegenüber dem Londoner »Guardian«. Die Zeitung machte darauf aufmerksam, dass die Untersuchung kein Immobilienvermögen berücksichtigte, weil dies bekanntlich nicht ohne weiteres zu aktivieren ist. »Doch wenn Grund- und Hausbesitz hinzugerechnet worden wären, wären die Unterschiede noch größer gewesen.«
Shapiro nannte es eines der beunruhigendsten Ergebnisse, dass auch das Vermögen der wohlhabendsten Afroamerikaner in den USA in jüngeren Jahren wieder rückläufig ist. »Vom höchsten Stand 25 000 Dollar fiel es auf rund 18 000, während die aktiven Vermögenswerte unter Weißen vergleichbarer Klassenzugehörigkeit und Einkommen im selben Zeitraum im Schnitt auf etwa 240 000 Dollar kletterten.«
Der Report schreibt die Ursachen für die enorme Kluft »der großen Rolle anhaltender rassischer Diskriminierung in der Haus- und Wohnungspolitik, bei der Kreditvergabe sowie auf dem Arbeitsmarkt« zu. Afroamerikaner – sie zählen in den USA rund 40 Millionen bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 307 Millionen – und Hispanoamerikaner müssten allgemein beispielsweise »doppelt so oft mit ungünstigen Immobilien-Hypotheken rechnen wie Weiße ähnlicher Einkommenskategorie«. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Familie verschulde, um für Universitätskredite eines Familienmitglieds aufzukommen, liege bei Schwarzen gleichfalls viel höher.
Erinnerungen an die ungleiche Vermögensausgangslage von West- und Ostdeutschen im wiedervereinten Deutschland werden wach, wenn die Studie betont: Viele schwarze Familien sind im Laufe der Zeit zwar in besser bezahlte Jobs gekommen, »doch sie beginnen allgemein mit weniger verfügbaren Vermögenswerten – etwa aus Erbschaften –, auf die sie künftigen Wohlstand gründen«. Dies hat auch damit zu tun, dass es Afroamerikanern, wie die Untersuchung erklärt, »vor den 60er Jahren vorigen Jahrhunderts zunächst gesetzlich und später üblicherweise nicht gestattet war, eigene Unternehmen zu führen. Deshalb gab es auch nur sehr wenig, wenn überhaupt, was eine Generation an die nächste weitergeben konnte, um ihre Kinder aufs College zu schicken, die erste Wohnung zu kaufen oder im Todesfall zu vererben«.
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