Reif für die Wahrheit?

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Koalition hat ein neues Problem. Minister Guttenberg entgeht den immer dichter einschlagenden Sparforderungen an die Bundeswehr durch einen Frontalangriff. Er will, was die Union bisher immer verhindern wollte – eine Beendigung der Wehrpflicht, wenn auch vorübergehend. Die FDP, zu deren Standardbekenntnissen die Abschaffung – die endgültige – gehört, beeilt sich, Guttenberg zuzustimmen. Und begründet das außer mit haushälterischen auch mit sicherheitspolitischen Argumenten. Die ins Feld geführte Wehrgerechtigkeit – nur jeder Fünfte wird noch einberufen – ist hier eher untergeordnet. Eine Berufsarmee ist nach Meinung der FDP einfach besser geeignet, den Anforderungen an eine internationale Einsatzfähigkeit gerecht zu werden. Wenn die Bundeswehr immer weniger der Landesverteidigung und immer mehr der Intervention im Ausland dienen soll, ist eine Freiwilligenarmee effektiver.

Zum Beispiel zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen, die Horst Köhler in einem für ihn folgenschweren Satz angeführt hat. Wie für Köhlers Satz gilt auch für Guttenbergs Vorstoß: Ist das Land reif für die Wahrheit? Vor dieser Frage steht jetzt die Koalition, und der Einspruch der Bundeskanzlerin klingt nicht wie ein Veto, sondern eher nach Sorge, welchen öffentlichen Schaden ein Bekenntnis zu Guttenbergs Vorschlag wohl anrichten könnte. Eine Richtungsentscheidung.

Der Einberufungsstopp wäre womöglich schwer rückgängig zu machen. Und als nächste Stufe käme dann unausweichlich die Bestallung einer Berufsarmee, flexibel, effektiv und moralisch belastbar. Die würde einem Minister von und zu Guttenberg ohnehin viel besser stehen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.