Rettung durch ein neues Herz

Experten appellieren am heutigen Tag der Organspende an Bundesbürger

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 3 Min.
Täglich sterben in Deutschland drei Patienten, die auf ein neues Körperteil warten. Gleichzeitig stagniert die Zahl der Organspender auf niedrigem Niveau. Ein Projekt der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) soll die katastrophale Lage bessern.

Grundsätzlich kämen die meisten Menschen als Spender infrage: Nur wenige Erkrankungen wie etwa eine HIV-Infektion schließen eine Organentnahme aus, eine obere Altersgrenze gibt es nicht. Entscheidend ist vor allem der Zustand des Körperteils. Dennoch: Funktionsfähige Organe können Mediziner nur entnehmen, wenn vor dem Herzstillstand der irreversible Hirntod eintritt. Das betrifft nur ein Prozent jener 400 000 Menschen, die jährlich in deutschen Krankenhäusern sterben.

Weit mehr Menschen benötigen ein neues Organ. Karlheinz Schmid wartete auf ein Herz. Bei dem Verleger aus Regensburg diagnostizierten Ärzte im Alter von 40 Jahren eine Schwäche des Herzmuskels. Anfangs ließen sich die Probleme mit Medikamenten lindern, aber die Situation eskalierte Ende des Jahres 2006 in Berlin. An einer Straßenkreuzung verspürte Schmid Herzrasen und Schwindel, an einem Ampelpfosten sackte er auf den Asphalt, während Häuser, Autos und Menschen im Nebel versanken. Die Pumpleistung des Herzens sank auf fünf Prozent. »Ich glaubte nicht mehr an meine Rettung«, erzählt er. »Ich war so gut wie tot.« Die Ärzte setzten den damals 53-Jährigen ganz oben auf die Warteliste für ein neues Organ.

Bundesweit hoffen 12 000 Patienten auf ein neues Körperteil – oft vergeblich. Jährlich sterben 1000 Patienten, weil es kein Transplantat für sie gibt. Und die Zahl der Spender in Deutschland stagniert: Im Jahr 2009 spendeten 1217 Menschen Organe – knapp 15 Spender pro Million Einwohner. In Spanien sind es 34.

Dabei bekunden in Umfragen zwei von drei Bundesbürgern ihre Bereitschaft zur Organspende. Einen entsprechenden Ausweis hat nur jeder Sechste. »Viele Menschen haben Hemmungen, so etwas zu unterschreiben«, sagt Günter Kirste vom Vorstand der DSO, deren Mitglieder gestern auf ihrem Jahreskongress in Hannover zusammenkamen. Selbst wenn jemand keinen solchen Ausweis hat, können die Angehörigen im Sinne des Verstorbenen entscheiden. Daher appelliert Kirste anlässlich des diesjährigen Tages der Organspende an die Bevölkerung, ihren Willen wenigstens im Kreis der Familie kundzutun. Zudem plädiert er für Veränderungen in den Krankenhäusern. Ob die DSO von einem geeigneten Patienten erfährt, entscheidet sich auf den Intensivstationen. »Die Krankenhäuser melden längst nicht alle Fälle, die für eine Transplantation infrage kommen«, sagt Kirste. Mit dieser zusätzlichen Aufgabe seien Ärzte im hektischen Alltag schlicht überfordert.

Eine jüngst gestartetes Projekt soll die Lage bessern: In 106 großen Kliniken sollen spezielle Mitarbeiter die DSO über alle potenziellen Organspender informieren. Bei optimaler Abstimmung könnte deren jährliche Zahl dann von derzeit 1200 auf bis zu 3000 steigen.

Herzpatient Schmid hatte Glück. Nach zehn Tagen rettete ihn ein Spenderherz. Sechs Wochen nach der Transplantation arbeitete er wieder. Inzwischen trägt der Herzempfänger selbst einen Spendeausweis. »Ich weiß, dass ich damit Menschen retten kann«, sagt er.

Organspendeausweis

  • Jeder Bundesbürger ab 16 Jahren kann seine Bereitschaft zur Organspende in einem Ausweis dokumentieren. Organspendeausweise liegen kostenlos in vielen Apotheken und Arztpraxen aus.
  • Ausweise können beim Infotelefon Organspende unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 90 40 400 oder online unter www.dso.de angefordert werden
  • Ausweise bekommt man auch bei der Deutschen Herzstiftung. Sie ist erreichbar unter 069/955 128-0 oder per E-Mail info@herzstiftung.de ww
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