- Kommentare
- Kommentiert
Schmeichler Netanjahu
Schmeichler Netanjahu
E in deutscher Bundeskanzler äußerte einst, nachdem ihn die öffentliche Meinung deutlich abgestraft hatte, in für ihn ungewohnter Demut: »Wir haben verstanden.« Ähnlich, scheinbar einsichtig, zeigte sich am Wochenende sein israelischer Amtskollege Netanjahu. Diesmal ließ er das Gaza-Hilfsschiff nicht im Morgengrauen von um sich schießenden Elitetruppen entern, sondern am hellen Tag und ohne Waffeneinsatz. Hatte Netanjahu die Besatzung der »Mavi Marmara« vorige Woche noch als »Hassaktivisten« bezeichnet, so schmeichelte er den Leuten von der »Rachel Corrie« gestern, sie seien wahre »Friedensaktivisten«.
Ja, Netanjahu hat verstanden. Er hat zur Kenntnis nehmen müssen, dass selbst die engsten Partner mit seiner Rambo-Politik nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Es ist selbst dem Weißen Haus und Downing Street Nr. 10 einfach eine politische Unverfrorenheit zu viel gewesen, obwohl sie vermutlich sogar akzeptieren, dass Israels Regierung in der Sache selbst, also der Blockade, keinen Millimeter weichen will.
Netanjahu verweigert weiter eine neutrale Untersuchung des Schiffsüberfalls, will auch künftig selbstherrlich entscheiden, was Gazas Bevölkerung an zivilen Waren bekommt und nicht zuletzt wer aus dem Ausland sich von den Zuständen im größten Freiluftgefängnis der Erde ein Bild machen darf. Aber diese Willkür wird künftig schwerer durchzusetzen sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.