Das Globale im Lokalen

Das Beispiel Lichtenberg-Maputo zeigt, welche Chancen Städtepartnerschaften eröffnen

  • Andreas Bohne
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Städtepartnerschaft Berlin-Lichtenberg mit Maputo feierte ihren 15. Geburtstag. Ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Bildungs- und Projektarbeit und ein Vorbild für Städtepartnerschaften generell.
Der Frauenverband AVIMAS gehört zu den zivilgesellschaftlichen Akteuren der Partnerschaft in Maputo
Der Frauenverband AVIMAS gehört zu den zivilgesellschaftlichen Akteuren der Partnerschaft in Maputo

Städtepartnerschaften als Form Kommunaler Entwicklungspolitik spielen in der klassischen Entwicklungspolitik eine unterschätzte Rolle. Jedoch bietet sich gerade hier die Möglichkeit, inländische Bildungsarbeit und Projektarbeit zu verbinden, quasi das Globale in das Lokale zu tragen.

Nord-Süd-Städtepartnerschaften ähneln mit den Zielen, Austausch zu fördern und Vorurteile zu überwinden, den Ost-West-Städtebeziehungen. Während letztere eher den Versöhnungsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg beschleunigen wollten, wurden erste durch die entwicklungspolitische Perspektive Anfang der neunziger Jahre angestoßen. Auslöser war der sogenannte Agenda21-Prozess, mit der Kommunen auf Nachhaltigkeit getrimmt werden sollen. Eine jüngere Studie des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) ermittelte, dass bereits 30 Prozent der befragten Kommunen entwicklungspolitisch aktiv sind. Für einen wirkungsvollen entwicklungspolitischen Ansatz dürfen Städtepartnerschaften allerdings nicht darauf reduziert werden, dass sie die Lebensbedingungen ausschließlich in den Süd-Partnerstädten verbessern. Gerade die Kombination von entwicklungspolitischer Inlandsarbeit im Norden mit dem Informationstransfer aus dem Süden trägt ein großes Potenzial in sich, globale Herausforderungen zu bewältigen. Das Verständnis über die Rolle von Kommunen im Prozess der Globalisierung gehört zu den Faktoren, die einen nachhaltigen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten können. Die Diskussion über ein faires kommunales Beschaffungswesen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Behindert wird Armutsbekämpfung durch mangelnde entwicklungspolitische Kompetenz des Verwaltungsapparates, knappe Haushaltskassen und unkoordinierte Aktivitäten. Kommunale Entwicklungspolitik verharrt oftmals in Lippenbekenntnissen und einem paternalistischen Verhältnis. Aufgebrochen werden kann das, wenn mit der Zivilgesellschaft und entwicklungspolitischen Organisationen zusammengearbeitet wird. Verschiedene zivilgesellschaftliche Akteure, vereint unter dem Dach einer Städtepartnerschaft, können Kommunen beraten und viel zielgerichteter im Lokalen wirken.

Ein Beispiel für eine kommunale Nord-Süd-Partnerschaft ist die Bezirkspartnerschaft zwischen Berlin-Lichtenberg und Kamubukwana, einem Distrikt der mosambikanischen Hauptstadt Maputo. Bis die Partnerschaft entwicklungspolitisch wirkungsvoll sein konnte, war es jedoch ein langer Weg: Stand Mitte der Neunziger vor allem die interkulturelle Bildungsarbeit in Lichtenberg im Fokus der Aktivitäten, steht im 15. Jahr der Partnerschaft die Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren auf beiden Kontinenten im Mittelpunkt. Neben Schulen, Krankenhäusern und Kleingärtnervereinigungen in Nord und Süd engagieren sich auch Nichtregierungsorganisationen wie der Solidaritätsdienst-international (SODI) oder der Förderverein in Maputo in der Partnerschaft. Nun gilt es, die lokalen Gemeinschaften von MigrantInnen in Lichtenberg stärker als Experten einzubinden.

Zukünftig werden Städtepartnerschaften an Bedeutung gewinnen, weil steigende Bevölkerungszahlen in Städten dies notwendig machen. Da Kommunen allerdings durch die Finanzknappheit weniger Mittel zur Verfügung stehen, ist die Einrichtung eines eigenen Haushaltstitels im verantwortlichen Entwicklungsministerium eine Forderung, die sich aus dem Papier des DIE ergibt. Für beteiligte Vereine, die ihr Engagement oftmals ehrenamtlich leisten, wäre dies zudem eine wirkungsvolle Unterstützung.

Info: www.staepa.sodi.de

Spenden: SODI-Konto 1020100, BLZ 100 205 00, Bank für Sozialwirtschaft

Kennwort: »Städtepartnerschaft«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.