Bislang größer Genmais-Skandal
Verunreinigtes Saatgut in sieben Ländern
Hannover (dpa/ND). In sieben Bundesländern ist trotz Anbauverbots mit Genmais verunreinigter Mais ausgesät worden. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium bestätigte am Sonntagabend Recherchen der Umweltorganisation Greenpeace. Betroffen sind Händler in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Alexander Hissting sprach vom »bisher größten Gentechnik-Saatgut-Skandal in Deutschland«.
Das Saatgut stammt von einer Firma aus Buxtehude. Das Landwirtschaftsministerium habe bereits Anfang März von der Verunreinigung erfahren, hieß es bei Greenpeace. Die Ergebnisse seien aber erst Ende April an das Umweltministerium weitergegeben worden, das für die Information der Landwirte zuständig ist. »Entweder wurde hier bewusst geschlampt oder aus politischer Überzeugung bewusst in Kauf genommen, dass mit der Aussaat von Genmais Fakten geschaffen werden«, kritisierte Hissting.
Ein Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums erklärte, die Verzögerung habe lediglich zwei bis drei Wochen betragen und sei keinesfalls absichtlich geschehen. Eine weitere Verzögerung von einem Monat kam laut Umweltministerium dadurch zustande, dass der Hersteller sich zunächst weigerte, seine Kundendaten herauszugeben.
Das kontaminierte Saatgut wurde nach Greenpeace-Recherchen auf einer Fläche von bis zu 3000 Hektar ausgesät. Der Genmais-Anteil betrage bis zu 0,1 Prozent. Der bereits gepflanzte Mais muss nun vernichtet werden. Als »Genmais« wird Mais bezeichnet, dessen Erbgut im Labor verändert wurde.
Der Agrarminister Mecklenburg-Vorpommerns, Till Backhaus (SPD), sprach am Montag von einer »ziemlichen Sauerei, was die Niedersachsen gemacht haben«. Anders als in Niedersachsen werde bei Saatgutherstellern im Nordosten Saatgut immer noch einmal geprüft, bevor es ausgeliefert wird.
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