Der Präsident träumt vom Titel
Südafrika fiebert dem Eröffnungsspiel entgegen / Trainer Parreira verordnet dem Team Ruhe
Ganz Südafrika fiebert der heutigen WM-Ouvertüre gegen Mexiko entgegen und steht wie eine gelbe Wand hinter ihrer Bafana Bafana. »Die Unterstützung ist beeindruckend«, sagte Trainer Carlos Alberto Parreira vor dem Eröffnungsspiel gegen die Mittelamerikaner (16 Uhr/ARD) im Soccer City Stadium von Johannesburg.
An dem Ort, wo Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela einst die erste berühmte Rede nach seiner Freilassung hielt, sollen nun Südafrikas Fußballer den Grundstein für ein Stück Fußball-Historie legen. Der Auftrag an den WM-Gastgeber ist klar. »Macht das Land stolz!« Seit Tagen feiern die Südafrikaner in den Straßen ihre WM-Party, tanzen, lachen und pusten unermüdlich in ihre Plastiktröten. »Die Vuvuzelas müssen unser zwölfter Mann werden«, fordert Parreira – der Lärm der Blasinstrumente soll die Mexikaner um den Verstand bringen.
Seinem eigenen Team hat Parreira dagegen Ruhe verordnet, schließlich stehen seine Spieler vor dem bislang größten Spiel ihrer Karriere. »Diesem Tag hat das Land seit Jahren entgegengefiebert, wir dürfen die Menschen nicht enttäuschen«, sagte Torwart Moneeb Josephs. Dass sich die Mannschaft zwei Tage vor dem Showdown in einem offenen Bus noch einmal ihren enthusiastischen Anhängern präsentierte, passte dem Brasilianer deshalb überhaupt nicht. Für einen Triumphzug sei es noch zu früh.
Dem WM-Veteranen ist es in mühsamer Kleinarbeit gelungen, die Hoffnung ans Kap zurückzubringen, nun soll diese durch Überschwang und Selbstüberschätzung nicht wieder zunichte gemacht werden. Die Schmach, als erster WM-Gastgeber bereits in der Vorrunde die Segel zu streichen, will sich Parreira ersparen.
Ein Sieg gegen Mexiko soll die Mannschaft um den früheren Dortmunder Steven Pienaar auf eine Welle der Begeisterung befördern, an deren Ende nach den Vorstellungen von Präsident Zuma das Finale steht. »Es kribbelt schon jetzt in meinen Händen, Ihnen den WM-Pokal in vier Wochen zu überreichen«, sagte Zuma bei einem Besuch im Trainingscamp der Nationalmannschaft zu Kapitän Aaron Mokoena. Auch die am Kap verehrten Rugby-Stars, die Springboks, übermittelten vor dem Start noch einmal ihre Unterstützung.
Doch wie stark ist der erste afrikanische WM-Gastgeber wirklich? Seit zwölf Spielen sind die Südafrikaner inzwischen ungeschlagen, aber richtigen Aussagewert hatten nur die Triumphe gegen Dänemark und Kolumbien in den vergangenen Wochen. Parreira sieht sein Team dennoch gut präpariert, hat der Mannschaft ein gepflegtes Kurzpassspiel im 4-2-3-1-System verordnet. »Wir sind bereit, die Gegner müssen uns ernst nehmen«, sagte der 67-Jährige.
»Wir haben zunächst nur ein Ziel und das ist, die Vorrunde zu überstehen«, sagte Parreira. Neben Mexiko sind noch Uruguay und Vizeweltmeister Frankreich die Gegner. Bei ihren bisherigen beiden WM-Teilnahmen schieden die Südafrikaner jeweils in der Vorrunde aus und gewannen bislang nur ein Spiel. Doch dieses Mal soll alles anders werden. Sorgen vor einem frühen Aus sind in Johannesburg nicht mehr zu spüren. Und wenn, dann werden sie von den lauten Vuvuzelas einfach weggetrötet.
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