Der Stolz von Durban

Am Sonntag bestreitet die DFB-Elf im Moses-Mabhida-Stadion ihren Auftakt

  • Eric Singh
  • Lesedauer: 3 Min.
Ausgebaut für die WM: Im Stadion von Durban können 70 000 Zuschauer die Spiele verfolgen. Fotos: dpa/AFP
Ausgebaut für die WM: Im Stadion von Durban können 70 000 Zuschauer die Spiele verfolgen. Fotos: dpa/AFP

Wer erinnert sich nicht an den Aufschrei, als der Fußball-Weltverband FIFA den Zuschlag für die WM 2010 erstmals an Afrika vergab, und Südafrika schließlich den Sieg über die Kandidaten Marokko und Ägypten davontrug? Es verging kaum ein Tag ohne Horrorgeschichten aus dem Land am südlichen Zipfel des Kontinents vor allem im deutschen und englischen Boulevard. Uli Hoeneß drohte gar, die WM nicht zu besuchen, weil er von Anfang an gegen das afrikanische Projekt gewesen sei.

Am Sonntag nun trägt die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes WM-Spiel gegen Australien im neu erbauten Moses-Mabhida-Stadion von Durban (MMS) am Indischen Ozean aus. Es ist ein Symbol dafür, dass das Riesenprojekt WM die Südafrikaner allen Unkenrufen zum Trotz doch nicht überfordert hat. Das Stadion trägt den Namen eines Kämpfers gegen das Apartheidregime. Moses Mabhida war zur Zeit seines Todes im Exil Generalsekretär von Südafrikas Kommunistischer Partei. Die Menschen dieses Landes haben jene offenbar nicht vergessen, die für die demokratische Ordnung gekämpft haben, welche seit 16 Jahren in Südafrika besteht.

Ein Besuch des MMS ließ schon so manchen staunen, wie etwa eine italienische Journalistengruppe kurz nach der Fertigstellung. Die junge Führerin Sandya Nankoo aus Durban gab ihnen einen umfassenden Überblick auf der Tour durchs neue Wahrzeichen von eThekwini, wie die Stadt nach einem Zulu-Wort auch genannt wird. Obwohl die italienischen Kollegen von allen WM-Stadien Südafrikas beeindruckt waren, imponierte ihnen vor allem die Architektur dieses Bauwerks, und so wählten sie es für ihre Berichterstattung aus. Auch FIFA-Präsident Joseph Blatter war voll des Lobes, dass das MMS schon heute zu den architektonischen Glanzstücken gehört.

Am Bau des Stadions waren auch deutsche Architekten beteiligt; der Eingangsbereich gleicht dem des Berliner Olympiastadions. Ein eindrucksvoller Bogen spannt sich über das gesamte Stadion, nachempfunden der Y-Form in der südafrikanischen Nationalflagge.

Das MMS ist bereits die meist besuchte Touristenattraktion Durbans. Eine Bahn bringt die Besucher auf dem Bogen zum höchsten Punkt in mehr als 80 Metern, von wo aus sie das Stadion und die Stadt überblicken können. Bungee Jumping gehört ebenfalls zum Angebot in luftiger Höhe.

Nicht ohne Stolz erwähnte Sandya, dass das MMS als Symbol für die geeinte und leidenschaftliche Sportnation konzipiert wurde. Es verfügt über eine normale Kapazität von 56 000 Sitzplätzen, die auf 70 000 für die WM erweitert werden konnte. Ein Halbfinale wird hier ebenfalls ausgetragen. Durch das Projekt wurden 13 000 Arbeitsplätze sowie das Moses-Mabhida-Trainingszentrum geschaffen, mit vielen Möglichkeiten zur Ausbildung der Arbeiter.

Die Journalistin Colleen Dardagan von der Tageszeitung »The Mercury« in Durban schrieb voller Emotionen: »Man blickt auf den mächtigen Bogen dieses 3,1 Milliarden Rand teuren Stadions (9 Rand entsprechen etwa 1 Euro), der sich in den azurblauen Himmel der Provinz KwaZulu Natal erhebt mit ihren goldenen Stränden, die ganz schnell zu erreichen sind, da man nur kurz über den frischen grünen Rasen laufen muss. Die Monate und Jahre der Vorbereitungen scheinen, augenblicklich vergessen zu sein.«

Während der Vorbereitungen hatte Südafrikas Präsident Jacob Zuma seine Landsleute eindringlich beschworen: »Es liegt ganz bei uns, dass wir uns als Beispiel des Fortschritts für den gesamten afrikanischen Kontinent zeigen.« Und pünktlich zum Beginn der WM muss wohl auch der verbohrteste Miesmacher feststellen, dass er falsch lag. Die Stadien sind fertig. Und imposant sind sie obendrein.

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