Tausende Erzieher fehlen

In Rheinland-Pfalz will die Familienministerin Arbeitslose umschulen

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
»Am Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz bis 2013 wird nicht gerüttelt«, erklärte Familienministerin Kristina Schröder (CDU) am Wochenende in einem Interview. Hier müssten auch Länder und die Kommunen die Prioritäten setzen. Zugleich wurde bekannt, dass ebenfalls bis 2013 bundesweit mehrere zehntausend Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden.

Die rheinland-pfälzische Familienministerin Kristina Schröder will gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg arbeitslose Männer zu Erziehern umschulen. Fachleute sehen diesen Weg mit großer Skepsis, zumal damit der personelle Mangel in diesem Beruf keineswegs ausgeglichen werden kann.

Allein in Rheinland-Pfalz, wo ein Rechtsanspruch auf Betreuung für Zweijährige ab 1. August 2010 gesetzlich festgelegt worden ist, werden in drei Jahren zwischen 2000 und 5000 Erzieher und Erzieherinnen fehlen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik an der Fachhochschule Koblenz hervor, die jetzt in Mainz vorgestellt wurde. Prof. Stefan Sell, der den Personalbedarf an Kindertageseinrichtungen in Rheinland-Pfalz im Auftrag des Bildungsministeriums untersucht hat, ging es in seiner Arbeit vor allem um die Gründe der Personalnot.

Die Studie kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass viele Erzieherinnen und Erzieher bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung aufgeben. Auch kehren viele Erzieherinnen nach der Familienpause nicht wieder in ihren Beruf zurück. Außerdem wird in der Studie belegt, dass viele Erzieherinnen bereits mit 59 Jahren ausscheiden und in Rente gehen, weil sie den Belastungen des Jobs nicht mehr gewachsen sind.

Im Mainzer Bildungsministerium wollen die Verantwortlichen jetzt Schlüsse aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersuchung ziehen. An den Fachhochschulen sollen für Erzieher zusätzliche Klassen eingerichtet werden. Auch soll eine qualifizierte Umschulung mit staatlich anerkanntem Abschluss in die Wege geleitet werden. Ferner ist daran gedacht, die Verträge von Teilzeit-Erzieherinnen zu ändern beziehungsweise zu verlängern. Dadurch könnte ein Plus von vier Prozent an Personal erreicht werden, meint Sell.

Eine weitere Erkenntnis: Der Streik der Kita-Angestellten 2009 hat an den Arbeitsbedingungen und an der viel zu geringen Entlohnung kaum etwas geändert. Und dies obwohl sogar die Arbeitgeberseite eingeräumt hatte, dass der Beruf der Erzieherin aufgewertet werden muss. Sell sieht daher eine erhebliche Diskrepanz zwischen den gestiegenen Anforderungen, die an Erzieherinnen gestellt werden, und der Anerkennung und Vergütung dieser Arbeit.

In den rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten arbeiten derzeit mehr als 22 000 Erzieherinnen, Erzieher und andere pädagogische Fachkräfte. Außerdem sind rund 1650 Frauen und Männer in der Kindertagespflege beschäftigt, wie das Bildungsministerium in Mainz mitteilte.

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