Schweizer Traum geplatzt

Chance auf Achtelfinaleinzug durch ein 0:0 gegen Honduras vertan

  • Thomas Lipinski, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Ottmar Hitzfeld und die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft haben sich mit einer desolaten Leistung von der WM in Südafrika verabschiedet. Die Mannschaft des deutschen Trainers, der nach dem 1:0 gegen Spanien zum Auftakt schon als »Gottmar« verehrt wurde, kam gegen biedere Honduraner nicht über ein peinliches 0:0 hinaus und scheiterte damit in der Vorrunde.

Honduras muss wie schon bei der ersten WM-Teilnahme 1982 frühzeitig die Heimreise antreten. Die »Catrachos« warten auch nach insgesamt sechs WM-Spielen auf ihren ersten Sieg, ermauerten sich in Bloemfontein aber gegen ideenlose Schweizer in der Gruppe H immerhin einen Punkt.

Die Ausgangslage für die Schweizer war einfach: Ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied würde einen Platz im Achtelfinale garantieren. Dennoch ließ Hitzfeld sein Team gegen den Außenseiter keineswegs blind anrennen. Im Gegenteil: Es passierte ganz wenig in der Offensive des Favoriten.

Das vielleicht auch, weil der umstrittene Stürmer Alex Frei, immerhin Rekordtorschütze der »Nati«, zunächst auf der Bank saß. In der Heimat wird der frühere Bundesligaprofi wegen seines Schweigens als »Drückeberger« verhöhnt. Blaise Nkufo und Eren Derdiyok bildeten das harmlose Angriffsduo.

28 042 Zuschauer im Free-State-Stadion bekamen von beiden Mannschaften wenig Erbauliches zu sehen. Zwar hatten die Schweizer in der elften Minute durch Gökhan Inler die erste Torchance, sonst machte sich Langeweile breit. Wenn einmal Offensivgeist aufblitzte, war Bundesligaprofi Tranquillo Barnetta von Bayer Leverkusen fast immer beteiligt. So auch in der 17. Minute, als er auf den Teamkollegen Eren Derdiyok flankte, der aber das Tor verfehlte.

Zumindest in Gedanken waren viele Schweizer wohl auch beim Parallelspiel zwischen Spanien und Chile, das für das WM-Schicksal der Eidgenossen mitentscheidend war. Das war auch kein Problem, denn in Bloemfontein tat sich weiterhin nichts. Die Zuschauer versuchten, sich mit Gesang und Tanzeinlagen warmzuhalten.

In der Halbzeitpause hatte Hitzfeld genug gesehen. Ex-Bundesligaprofi Hakan Yakin sollte dem Spiel der Schweizer zumindest etwas mehr Struktur verleihen. Der Mittelfeldspieler ersetzte den schwachen Gelson Fernandes. Kurz darauf hätte aber beinahe Honduras den Führungstreffer erzielt. Mittelfeldspieler Edgar Alvarez flankte perfekt auf David Suazo, der völlig frei vor Torhüter Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg zum Kopfball kam. Der Ball rutschte Suazo über den Scheitel (53.). In der 69. Minute hatte Hitzfeld endlich ein Einsehen und brachte seinen etatmäßigen Kapitän Frei. Doch Wirkung zeigte das nicht.

Schweiz: Benaglio - Lichtsteiner, Grichting, von Bergen, Ziegler - Barnetta, Huggel (78. Shaqiri), Inler, Fernandes (46. Yakin) - Derdiyok, Nkufo (69. Frei).

Honduras: Valladares - Sabillón, Chávez, Bernárdez, Figueroa - Alvarez, W. Palacios, Thomas, Núñez (67. Martinez) - J. Palacios (78. Welcome), Suazo (87. Turcios).

Tore: Fehlanzeige. Schiedsrichter: Baldassi (Argentinien). Zuschauer: 28 042.

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