Empörung über Forderung nach Intelligenztests für Zuwanderer

Bundesregierung weist Vorstoß aus Unionskreisen als »abwegig« zurück

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin, 28. Juni (AFP) - Die von zwei CDU-Politikern erhobene Forderung nach einem »Intelligenztest« für Zuwanderer hat bei Bundesregierung und Opposition einhellig Empörung ausgelöst. Die Idee sei »abwegig« und »auch nicht von besonderer Intelligenz geprägt«, sagte Regierungssprecher Christoph Stegmanns am Montag in Berlin. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärte, der Vorstoß zeuge von einem diskriminierenden Menschenbild und werfe ein »abschreckendes Licht« auf Gedanken einzelner Politiker. Deutschland brauche Zuwanderung, um künftig erfolgreich sein zu können.

Der CDU-Rechtsexperte und Vorsitzende des Innenausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses, Peter Trapp, hatte in der »Bild"-Zeitung vom Montag die Forderung erhoben, »Intelligenztests« für Einwanderer einzuführen. Die Immigration nach Deutschland müsse nach Kriterien erfolgen, »die unserem Staat wirklich nutzt«. Neben guter Berufsausbildung und fachlicher Qualifikation sollte auch Intelligenz als Maßstab dienen. Der CSU-Europaparlamentsabgeordnete Markus Ferber verwies auf eine angebliche Regelung in Kanada, wonach Kinder von Einwanderern einen höheren Intelligenzquotienten als einheimische Kinder haben müssten. Kanada sei in dieser Frage »viel weiter«, wurde Ferber zitiert.

Die Forderung nach Intelligenztests für Zuwanderer schüre massiv Vorurteile, sagte Regierungssprecher Stegmanns. Zuwanderern einen Mangel an Intelligenz zu unterstellen, sei »eindeutig diskriminierend«. Die Staatsministerin für Integration, Maria Böhmer, erklärte, »statt zu spalten, sollten wir gemeinsam für ein gutes Miteinander werben«.

Ali Al Dailami, Mitglied im Parteivorstand der Linken, sprach von einer »dummen Forderung« und »Nützlichkeitsrassismus«. Die Idee enthülle auch das mangelnde Wissen der Unionspolitiker über Migrationspolitik. Im vergangenen Jahrzehnt seien mehr Menschen aus Deutschland ausgewandert als ins Land gekommen.

Der FDP-Innenpolitiker Hartfrid Wolff bezeichnete es zwar als »erfreulich«, wenn sich in der Union die Erkenntnis durchsetze, dass die Steuerung von Zuwanderung durch e»Das kurze Jahrhundert. Kommunismus in Österreich. KPÖ 1918 – 2008« »Das kurze Jahrhundert. Kommunismus in Österreich. KPÖ 1918 – 2008« in System verbessert werden müsse, das die Bedürfnisse des deutschen Arbeitsmarktes und die Integrationsfähigkeit der Bewerber erfasse. Der vorgeschlagene Intelligenztest sei allerdings ein missverständlicher Begriff und daher abzulehnen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -