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Nachgebessert
Bernd Kammer zum neuen S-Bahn-Vertrag
Was lange währt, wird endlich gut, heißt es. Doch das »gut« relativiert sich in diesem Fall. Der Senat hat zwar lange mit der Bahn um die Nachbesserung des S-Bahn-Vertrages gerungen, aber es ging eben um eine »Nachbesserung«. Denn der Vertrag von 2003 war schlecht ausgehandelt, bei Qualitätsmängeln wie verkürzten Zügen hatte der Senat, obwohl er jährlich über 200 Millionen Euro in das Unternehmen steckt, kaum Möglichkeiten zu Sanktionen. Wäre dies anders gewesen, wäre uns die S-Bahn-Krise in dieser Dimension vielleicht erspart geblieben. Insofern hat der Senat mit dem neuen Vertragswerk auch seine schlechte Arbeit von damals korrigiert.
Trotzdem ist die Einigung jetzt ein gutes Zeichen. Der Senat zeigt, dass er sich von dem Unternehmen nicht länger an der Nase herumführen lässt, und die S-Bahn, dass sie sich vor härteren Sanktionen nicht fürchten muss – weil es ihr ernst ist mit der Rückkehr zu Verlässlichkeit und Qualität. Für das Unternehmen hängt davon allerdings noch mehr ab als die Höhe der Strafzahlungen. Bahn-Vorstand Ulrich Homburg machte gestern auch klar, dass es ebenfalls darum geht, die Wettbewerbschancen der S-Bahn zu verbessern. Bekanntlich bereitet der Senat weiterhin die Ausschreibung eines Teils des S-Bahn-Netzes für die Zeit nach 2017 vor.
Fahrgäste müssen sich allerdings weiter in Geduld üben. Noch stehen nur 75 Prozent der Züge zur Verfügung, der Betrieb von zwei der insgesamt 15 Linien ist ganz eingestellt. Trotz verschärfter Sanktionen – der Normalbetrieb wird erst Ende 2011 wieder hergestellt sein.
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