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Opfer einer Kultur
Eine Kultur fordert ihre Opfer. Am Wochenende starb ein 19-Jähriger in der nordwestspanischen Stadt Fuentesauco. Er war beim Stiertreiben von einem der gehetzten Tiere tödlich verletzt worden. Aber richtig los geht es erst am Dienstag. Dann beginnt in der nordspanischen Stadt Pamplona der »Encierro«, jene zum Gaudi der Touristenhorden veranstaltete Stierhatz, die im vorigen Jahr mit der Bilanz von einem Toten und 446 Verletzten endete – Menschen, wohlgemerkt. Denn das Abschlachten der etwa 50 in Angst und Panik versetzten sowie mit Wasser- und Futterentzug geschwächten Stiere in der Arena gehört zum Ritual dieses »Volksfests«. Dass der von Gewaltfantasien getriebene Ernest Hemingway der sadistischen Quälerei in »Fiesta« ein »literarisches Denkmal« setzte, gilt als gleichsam säkulare Heiligsprechung des elenden Schauspiels. Derlei Barbarei wird in der EU nicht etwa verboten, sondern fällt unter jene »Gepflogenheiten« in Bezug auf »kulturelle Traditionen und das regionale Erbe«, die unter dem Schutz des Lissabonner Reformvertrags stehen. Indes wächst auch in Spanien die Zahl derer, die ein Ende des blutigen Brauchtums fordern. Auf einem Marsch in Madrid hieß es: »La tortura no es cultura – Folter ist keine Kultur«. Für diese »Kultur« sterben ab morgen weitere Tiere – und vielleicht Menschen.
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