Ein Traumtag im Zoo

In Heidelberg veranstaltete der Tierpark eine Sonderaktion nur für kranke und behinderte Kinder

  • Luisa Meisel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
In der letzten Woche schloss der Zoo in Heidelberg für einen Nachmittag seine Pforten für den üblichen Besucherstrom. An diesem Tag hatten mehr als 1000 chronisch kranke und behinderte Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern und Betreuern den Zoo ganz für sich allein – gratis.

Heidelberg. »Ich mag am liebsten die Schildkröten, weil die ein so großes Haus mit sich herumtragen«, sagt die vierjährige Pauline. Sie ist heute mit ihrer Mama und der dreieinhalb Monate alten Schwester Ida zu Besuch im Heidelberger Zoo. Eigentlich ganz normal. Paulines Schwester ist aber mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen. Beim »Traumtag im Heidelberger Zoo« hatten in der letzten Woche mehr als 1000 chronisch kranke und behinderte Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern und Betreuern den Tiergarten für sich allein. Für den üblichen Besucherandrang hatte der Zoo seine Pforten den ganzen Nachmittag geschlossen. »Gerade für meine gesunde Tochter ist es wichtig zu sehen, dass es in anderen Familien auch besondere Kinder gibt«, sagt Yvonne Offermann, die mit ihren Kindern aus Obrigheim angereist ist. »Im Alltag muss Pauline so oft zurückstecken, weil unsere Ida mit ihrer Behinderung unsere volle Aufmerksamkeit verlangt. Da ist es schön, gemeinsam den Zoo zu entdecken.«

Esel striegeln, Ziegen streicheln oder bei der Kamelfütterung und Robbendressur zuschauen: Hautnah konnten die Kinder die Tiere erleben. Die Mutigsten fassten sogar einen großen schwarzen Skorpion an – der blieb aber in der Hand eines Tierpflegers. »Ist das ein cooles Tier«, war sich eine Gruppe von Jungs einig. »Mama? Kann ich auch so einen haben?«, war gleich darauf zu hören.

Bastelaktionen, Schminken am Raubtierhaus und eine Zaubershow standen auf dem Programm. »Den Menschen, die es sowieso schwer haben, wollen wir zeigen, dass sie genauso willkommen sind wie andere«, sagt die Sprecherin des Heidelberger Zoos, Steffanie Richter. »Behinderte oder chronisch kranke Kinder brauchen extra viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Deshalb soll der Zoo an diesem Tag ihnen ganz allein gehören.« Angeboten wurden auch spezielle Zooführungen für blinde und gehörlose Kinder mit eigens dafür ausgebildetem Personal. Eintritt und Verpflegung kosteten die Besucher an diesem besonderen Tag nichts. Jedes Kind wurde außerdem mit einem Stoff-Zebra am Eingang begrüßt. »Es ist ein Gefühl von Wertschätzung, was einem hier entgegengebracht wird«, sagt Besucherin Jasmin Speer, die mit ihrer gehörlosen Tochter Sarah den Zoo erkundet. »Und natürlich spielt auch eine Rolle, dass heute alles gratis ist. Das Leben mit einem behinderten Kind kostet viel Geld, da überlegt man sich dreimal, ob man sich einen Zoobesuch leisten kann. Da ist der Traumtag eine wirklich tolle Aktion.« Hauptattraktion war das Ziegengehege, in dem die Kinder die Ziegen füttern konnten.

Der »Traumtag im Heidelberger Zoo« wurde erstmals 2009 realisiert, unterstützt von »Herzenssache«, der Kinderhilfsaktion von Südwestrundfunk und Saarländischem Rundfunk. Die vielen Spendengelder, die 2009 zusammenkamen, reichten nach Zoo-Angaben für die diesjährige Aktion aus. »Hoffentlich«, sagt Richter, »können wir den Kindern im nächsten Jahr wieder einen solchen Traumtag bieten.«

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