Berlin kommt erholt aus der Krise
Carola Bluhm und Harald Wolf präsentierten den Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2009/2010
Dass Berlin tatsächlich glimpflich davonkommen könnte, dafür sprechen die aktuellen Trends: Nachdem die Wirtschaft in Berlin im vergangenen Jahr vergleichsweise gering um nur 0,7 Prozent schrumpfte, geht Wirtschaftssenator Wolf für dieses Jahr sogar wieder von einem Wachstum von einem Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus. Die Gründe für diese im Bundesvergleich gute Prognose liegen laut Wolf nicht nur im hohen Dienstleistungsanteil an der Wirtschaftsleistung begründet, sondern auch darin, dass Berlin einen »diversifizierten industriellen Sektor« vorzuweisen habe. Hinzu kommen die weiterhin enormen Zuwächse im Tourismusbereich, die völlig gegen den Trend in anderen Metropolen wie London, Paris oder Rom Wachstum und Beschäftigung sichern würden.
Damit sich die konjunkturelle Erholung weiter stabilisiert, will der Senat mit Wirtschaftsförderung gezielt nachhelfen: Das wichtigste Projekt ist hierbei der vor kurzem mit Gewerkschaften und Unternehmern entwickelte »Masterplan Industrie«. Weitere ergänzende Innovationsschwerpunkte sind die Gesundheitswirtschaft, die Kreativ- und Medienwirtschaft sowie der Bereich Verkehr und Mobilität. Beispielsweise soll Berlin eine Modellstadt für sogenannte »E-Mobility« werden.
Die relative wirtschaftliche Stabilität schlug sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. »Wir hatten im Jahresschnitt 2009 rund 24 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr als 2008«, freute sich Arbeitssenatorin Carola Bluhm. Dass die Bundeshauptstadt im Länderranking dennoch abgeschlagen liegt, hängt mit der demografischen Entwicklung zusammen, da es in den anderen ostdeutschen Ländern eine stärkere Abwanderung aus den ländlichen Regionen gibt. Nach Berlin pendeln dagegen viele Arbeitnehmer aus Ostdeutschland. So dass trotz der Zunahme der Beschäftigungsverhältnisse die Erwerbslosigkeit in Berlin 2009 mit 14,1 Prozent (237 035 Erwerbslose) leicht über dem Schnitt des Vorjahres von 13,9 Prozent (233 741) lag – wobei etwa 80 Prozent der Erwerbslosen in der Hauptstadt auf ALG II angewiesen sind.
Es besteht allerdings Hoffnung auf eine bessere Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Zukunft: Eine neue Studie besagt, dass bis 2030 in Berlin und Brandenburg 460 000 qualifizierte Fachkräfte fehlen. Um diese Lücke zu füllen, will der Senat ab sofort massiv qualifizieren. »Vor allem die sehr hohe Quote von Ausbildungsabbrechern muss gesenkt werden«, forderte Bluhm. Dazu zähle auch die weitere spezielle Förderung von Migranten, deren Quote bei den Auszubildenden im Landesdienst und bei den Landesbetrieben weiter auf 25 Prozent erhöht werden soll. Doch nicht nur junge Menschen sollen lernen. Letztlich gelte es auch, so Bluhm, einen Mentalitätswechsel vom »Alten Eisen« zum »Alten Hasen« einzuleiten.
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