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Listenpolitik
Der Auftrag erging von der jüngsten afghanischen Friedens-Dschirga Anfang Juni. Versöhnung und Verhandlung waren viel gebrauchte Worte auf der Ratsversammlung in Kabul, die nach einem Ausweg aus dem Desaster am Hindukusch suchte. Und dafür braucht man Partner, auch aus der Welt der Taliban. Um die zu finden, bemühen sich die afghanische und die US-amerikanische Regierung inzwischen darum, hochrangige Führer der Islamisten von der UN-Terrorliste streichen zu lassen. Vor allem Präsident Karsai greift nach neun Kriegsjahren und schwindener eigener Legitimation wie Macht nach jedem Strohhalm und drängt Washington, um so schnell wie möglich zu Gesprächen mit den Aufständischen zu kommen. Offizielle Vorbedingungen: Sie müssen der Gewalt abschwören, die Verfassung anerkennen und ihre Kontakte zu internationalen Terrororganisationen abbrechen.
Eine Einigung noch vor der internationalen Afghanistan-Konferenz nächste Woche käme auch der USA-Regierung recht, wie der Sondergesandte Holbrooke durchblicken ließ. Allerdings war man sich in Kabul und Washington lange nicht einig, wo denn die Grenze gezogen werden solle. Die Dschirga hatte selbst den obersten Talibanführer Mullah Mohammed Omar genannt, doch für die Obama-Regierung ist er ein rotes Tuch und soll auf der schwarzen UN-Liste bleiben. Auch auf der »Todesliste« der NATO? Denn Washington hat eine eigene Aufstellung von Zielpersonen, die ausgeschaltet, sprich festgenommen oder eben getötet werden sollen. Und das sind nicht selten jene, mit denen man eigentlich verhandeln müsste, um zu einem Waffenstillstand und mehr zu kommen.
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