Neuer Kick in der Männerdomäne

Firma Tipp-Kick bringt fußballspielende Frauenfiguren auf den Markt

  • Michael Scheuermann, Freiburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Die kickenden Frauen wollen die Spielewelt erobern
Die kickenden Frauen wollen die Spielewelt erobern

Auch wenn sich wochenlang alles um den Männerfußball drehte, spätestens seit die deutsche Frauennationalelf 2007 ihren zweiten WM-Sieg heimbrachte, ist die Männerdomäne Geschichte. Das hat 90 Jahre nach Erfindung des Fußballbrettspiels Tipp-Kick nun auch die Spielefirma Edwin Mieg in Schwenningen erkannt. Erstmals seit Firmengründung vor 86 Jahren bekommen die Tipp-Kick Figuren weibliche Rundungen.

Noch ungewohnt ist der Fingertipp auf den Knopf über dem Kopf mit nun deutlich längerer Haartracht. Das Schussbein schnellt vor. Fast hätte die Flanke der ersten weiblichen Tipp Kick-Fußballstürmerin gepunktet, doch die behandschuhten Arme der Torhüterin stoppen den zwölfeckigen Ball. Glück gehabt, denn die etwas zierlichere Figur füllt den Torraum nicht ganz so gut aus, wie ihr männliches Gegenstück. Tipp-Kick-Frauen sollen ab Herbst das grüne Spieltuch erobern, kündigt Geschäftsführer Mathias Mieg an.

»Das war überfällig«, sagt Corinna Stevens, die deutsche Tipp- Kick-Meisterin von 2005. Habe doch die Frauennationalelf durch ihre WM-Erfolge Frauen schon vor einigen Jahren »den Fußball näher gebracht«. Für die 27-jährige Tipp-Kickerin vom Karlsruher TKC sind die Figuren, die sie vorab testen durfte, schon »eine besondere Sache«. Allerdings habe sie »ein bisschen weiblichere Formen« erwartet. Das Gesicht erinnere sie trotz der langen Haare eher an Fußballaltstar »Günter Netzer«, als an heutige Spielerinnen.

Ob sie eine der neuen Tipp Kick-Ladys in ihren Turnierkader« von Torwart, einem Feldspieler und drei Austauschspielern, aufnimmt, hat die Tischkickerin noch nicht entschieden. Die Figur sei »deutlich kleiner«, was beim Durchsetzen weiblichen Ballgeschicks gegen die etwas größeren Tipp-Kick-Männer von Nachteil sein könnte. Ungeachtet des kleinen Unterschieds wurden die Fußballneulinge aus handbemaltem Zinkguss und Kunststoff Ende Juni »zum Spielbetrieb zugelassen«, erklärt der Präsident des Deutschen Tipp-Kick-Verbandes Sebastian Krapoth.

Tipp Kick-Firmenchef Mathias Mieg, der mit Cousin Jochen Mieg den Familienbetrieb in dritter Generation leitet, ist zuversichtlich. Als vor zehn Jahren der Deutsche Fußballbund zur Förderung des Frauenfußballs weibliche Spielfiguren nachfragte, sei der Markt dafür »noch nicht da gewesen«, bedauert er. Doch mittlerweile »gebe es immer mehr Frauen, die sich generell für Fußball interessieren«.

Frauenbundestrainerin Silvia Neid findet angesichts der derzeitigen U20 Juniorinnen-Fußball-WM und der Frauen-WM 2011 (beide in Deutschland) »den Zeitpunkt gut gewählt«. Meldeten die Fußballvereine doch bereits »mehr als eine Million Mädchen und Frauen«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.