Neuer Kick in der Männerdomäne
Firma Tipp-Kick bringt fußballspielende Frauenfiguren auf den Markt
Auch wenn sich wochenlang alles um den Männerfußball drehte, spätestens seit die deutsche Frauennationalelf 2007 ihren zweiten WM-Sieg heimbrachte, ist die Männerdomäne Geschichte. Das hat 90 Jahre nach Erfindung des Fußballbrettspiels Tipp-Kick nun auch die Spielefirma Edwin Mieg in Schwenningen erkannt. Erstmals seit Firmengründung vor 86 Jahren bekommen die Tipp-Kick Figuren weibliche Rundungen.
Noch ungewohnt ist der Fingertipp auf den Knopf über dem Kopf mit nun deutlich längerer Haartracht. Das Schussbein schnellt vor. Fast hätte die Flanke der ersten weiblichen Tipp Kick-Fußballstürmerin gepunktet, doch die behandschuhten Arme der Torhüterin stoppen den zwölfeckigen Ball. Glück gehabt, denn die etwas zierlichere Figur füllt den Torraum nicht ganz so gut aus, wie ihr männliches Gegenstück. Tipp-Kick-Frauen sollen ab Herbst das grüne Spieltuch erobern, kündigt Geschäftsführer Mathias Mieg an.
»Das war überfällig«, sagt Corinna Stevens, die deutsche Tipp- Kick-Meisterin von 2005. Habe doch die Frauennationalelf durch ihre WM-Erfolge Frauen schon vor einigen Jahren »den Fußball näher gebracht«. Für die 27-jährige Tipp-Kickerin vom Karlsruher TKC sind die Figuren, die sie vorab testen durfte, schon »eine besondere Sache«. Allerdings habe sie »ein bisschen weiblichere Formen« erwartet. Das Gesicht erinnere sie trotz der langen Haare eher an Fußballaltstar »Günter Netzer«, als an heutige Spielerinnen.
Ob sie eine der neuen Tipp Kick-Ladys in ihren Turnierkader« von Torwart, einem Feldspieler und drei Austauschspielern, aufnimmt, hat die Tischkickerin noch nicht entschieden. Die Figur sei »deutlich kleiner«, was beim Durchsetzen weiblichen Ballgeschicks gegen die etwas größeren Tipp-Kick-Männer von Nachteil sein könnte. Ungeachtet des kleinen Unterschieds wurden die Fußballneulinge aus handbemaltem Zinkguss und Kunststoff Ende Juni »zum Spielbetrieb zugelassen«, erklärt der Präsident des Deutschen Tipp-Kick-Verbandes Sebastian Krapoth.
Tipp Kick-Firmenchef Mathias Mieg, der mit Cousin Jochen Mieg den Familienbetrieb in dritter Generation leitet, ist zuversichtlich. Als vor zehn Jahren der Deutsche Fußballbund zur Förderung des Frauenfußballs weibliche Spielfiguren nachfragte, sei der Markt dafür »noch nicht da gewesen«, bedauert er. Doch mittlerweile »gebe es immer mehr Frauen, die sich generell für Fußball interessieren«.
Frauenbundestrainerin Silvia Neid findet angesichts der derzeitigen U20 Juniorinnen-Fußball-WM und der Frauen-WM 2011 (beide in Deutschland) »den Zeitpunkt gut gewählt«. Meldeten die Fußballvereine doch bereits »mehr als eine Million Mädchen und Frauen«.
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