Zerlaufender Genuss

Schokolade im Sommer kein Kassenschlager / Spekulation mit Kakao

  • Lesedauer: 2 Min.
Von Daniela Wiegmann, München (dpa)

Wie gewonnen, so zerronnen: Die Sommerhitze ist der größte Feind der Schokolade und beschert der Branche sinkende Umsätze. Sorgen macht aber auch ein Spekulant, der angeblich im großen Stil Kakaobohnen hortet.

Wer in diesen Tagen Schokolade kauft, hat die beste Entschuldigung, sie sofort zu vertilgen: die Hitze. Die meisten Schokoladenliebhaber verzichten bei tropischen Temperaturen aber ganz auf Schokolade und brocken Herstellern und Handel damit seit Wochen sinkende Umsätze ein. »Der Sommer ist keine Schokoladenzeit«, sagt ein Sprecher des Bundesverbandes der Süßwarenindustrie. Aber auch der Blick auf das bedeutsame Weihnachtsgeschäft macht der Branche wegen rasant gestiegener Kakaopreise Sorgen. Schuld daran sind aus Sicht der Fachleute aggressive Spekulanten.

Seit Monaten klagen Schokohersteller über das wachsende Interesse internationaler Investoren am Kakao. Mit zeitweise über 3000 Euro erreichte der Preis für die Tonne Kakao in den vergangenen Wochen ein 30-Jahres-Hoch. »Der Rohstoffmarkt wird immer mehr von Spekulanten bestimmt«, sagt Peter Riegelein, Chef des gleichnamigen Schokofigurenherstellers.

Jetzt erreichte das Zocken aber eine neue Dimension: Pünktlich zum Start der Wintersaison soll ein britischer Investor über 200 000 Tonnen Kakaobohnen eingekauft und gelagert haben, berichteten britische Zeitungen. Rund sieben Prozent der weltweiten Produktion horte der Londoner Hedgefonds Armajaro nun und warte darauf, sie gewinnbringend zu verkaufen.

Der Zeitpunkt ist laut dem Süßwarenhandelsverband Sweets Global Network bewusst gewählt. »Die meisten Hersteller müssen jetzt einkaufen, weil sie ihren Bedarf für das Weihnachtsgeschäft decken müssen«, so Geschäftsführer Hans Strohmeier. Viele hätten sich wegen der hohen Preise in den vergangenen Monaten zurückgehalten und müssten jetzt ihre Lager füllen, um Lebkuchen, Weihnachtssterne oder Nikoläuse zu produzieren. Alternativen zum Kakao gibt es kaum: Fremdfette dürfen bei der Schokoproduktion nur minimal verwendet werden.

Über ein Dutzend europäischer Kakaohändler hat sich bei der Londoner Warenterminbörse Liffe über mutmaßliche Marktmanipulationen beschwert. »Der Fluch ist, dass der Kakaomarkt so klein ist, dass man mit wenig Mitteln viel bewirken kann«, sagt Riegelein. Er hat seinen Kakaobedarf für die diesjährige Weihnachtsproduktion inzwischen gedeckt. Die gestiegenen Kosten müsse er aber an den Handel und damit auch an die Verbraucher weitergeben.

Trotzdem dürfte die Population der Schokoweihnachtsmänner auch in diesem Winter nicht nennenswert schrumpfen. Alle Jahre wieder produziert die deutsche Branche rund 100 Millionen der Hohlfiguren. Auch der Verzehr bleibt seit Jahren konstant: Durchschnittlich isst jeder Deutsche rund 90 Tafeln Schokolade pro Jahr – den größten Teil davon im Winter.

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