Böser Calcio!

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Calcio, immer wieder dieser böse Calcio. Gerade sechs Wochen ist es her, da hatte er ganz Italien zum Weinen gebracht. Mama mia, was war das für ein Desaster. Als Titelverteidiger waren die Azurblauen in der Vorrunde der WM ausgeschieden, sogar überholt von ein paar Kiwifußballern aus Neuseeland. Wer erinnerte sich da noch an Inter Mailand? An die Champions League? Den Sieg? War da was? Alles vergessen, das Drama der Squadra Azzurra überstrahlte alles – ein Land trug Trauer. Böser Calcio!

Dass man vor seinen teuflischen Taten nie sicher sein kann, hat nun auch die Kirche auf den Plan gerufen. Der Grund: In der kommenden Saison soll in Italiens Eliteliga, der Seria A, sonntags bereits zur Mittagszeit das erste Spiel angepfiffen werden. Anstoß 12.30 Uhr, genau wie in der englischen Premier League. Der Vatikan ist empört. Bischof Carlo Mazza beklagt nicht weniger als den Sittenverfall. Die Mittagszeit gehöre der Familie, nicht dem Fußball, findet er, und spricht von einer verheerenden Vorverlegung. Er hätte auch sagen können: Die Familie wird zur sonntäglichen Pausenmahlzeit. Familienkaffee? Auch gestrichen, 15 Uhr folgt die Sechsspiele-Konferenz. Vielleicht ein Abendspaziergang? Unmöglich: 20.45 Uhr wird die letzte Partie des Spieltags ausgestrahlt. Arme »la Famiglia«. Böser Calcio! Die wohl einzige Lösung: eine familiäre Mitternachtsmesse.

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