Der Klimawandel wird teuer

Wegen der sich häufenden Wetterextreme rechnen Experten mit steigenden Schäden

  • Christine Schultze (dpa)
  • Lesedauer: 3 Min.
Wetterextreme und kein Ende: Seit Wochen sorgen verheerende Brände in Russland, Überschwemmungen in Pakistan und nun auch in Ostdeutschland, Polen und Tschechien für Leid und Zerstörung. Experten fürchten, dass die Katastrophen nur ein Vorgeschmack auf die massiven Folgen des Klimawandels sind.

Durch wetterbedingte Naturkatastrophen sind seit Jahresbeginn tausende Menschen ums Leben gekommen oder haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Wassermassen und Waldbrände verwüsten ganze Landstriche und kommen auch die Volkswirtschaften in betroffenen Regionen teuer zu stehen. Nach Experteneinschätzung könnte das aber erst der Anfang sein. Denn der Klimawandel dürfte Hitze- und Flutwellen in immer kürzeren Abständen nach sich ziehen – und dabei noch weit massivere Schäden anrichten, warnen Meteorologen und Ökonomen.

Jahrhunderthochwasser kostete 21,5 Milliarden

Vor allem die weltweite Versicherungswirtschaft bekommt die Folgen der zunehmenden Wetterextreme unmittelbar zu spüren. Für das aktuelle Hochwasser im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen liegen zwar noch keine konkreten Schadenschätzungen bei Unternehmen wie der Allianz und den Rückversicherern Munich Re und Hannover Rück vor. Aber auch dieses Mal dürften vor allem Wohnhäuser und öffentliche Gebäude durch eindringendes Wasser beschädigt worden sein, sagt Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung der Munich Re. »Diese Wasserschäden sind relativ teuer, das führt aufgrund der vielen Einzelschäden zu einem großen Anteil an dem Gesamtschaden.« Allein in den vergangenen 30 Jahren hat die Munich Re 13 größere Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa registriert – mit Schäden von jeweils zwischen 400 Millionen bis hin zu 21,5 Milliarden Euro beim Jahrhunderthochwasser im August 2002.

Noch weit heftiger als die Wasserfluten schlagen bei den Versicherungskonzernen Sturmschäden zu Buche, weil sich deutlich mehr Hausbesitzer dagegen absichern. Gerade wenn Gebiete mit vielen versicherten Wohn- und Bürogebäuden sowie Industrieanlagen betroffen sind, gehen die Schäden rasch in die Milliarden. Krassestes Beispiel: der Hurrikan Katrina, der 2005 unter anderem die US-Großstadt New Orleans verwüstete und die weltweite Assekuranz Schätzungen zufolge rund 62 Milliarden Euro kostete. Generell haben sich die Belastungen aus wetterbedingten Naturkatastrophen für die Versicherer in den vergangenen 30 Jahren vervielfacht.

Doch die Schäden machen nicht bei den direkt betroffenen Menschen und einzelnen Wirtschaftszweigen halt, sondern treffen auch die Allgemeinheit massiv. So schätzt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die volkswirtschaftlichen Kosten eines ungebremsten Klimawandels allein in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf knapp 800 Milliarden Euro. »Der Klimawandel würde damit in den kommenden 50 Jahren durchschnittlich zu realen gesamtwirtschaftlichen Wachstumseinbußen von bis zu 0,5 Prozentpunkten pro Jahr führen«, sagte die Energie- und Umweltexpertin dem »Handelsblatt« (Dienstag). Neben Ernteausfällen durch Wassermangel könnten beispielsweise auch Gesundheitsschäden und Störungen in der Energieversorgung zum Problem werden.

Kampf gegen globale Erwärmung vordringlich

Für die Experten ist deshalb klar, dass die Anstrengungen im Kampf gegen die globale Erwärmung nicht nachlassen dürfen. Das berge auch wirtschaftliche Chancen, beispielsweise beim Ausbau erneuerbarer Energien, die schon jetzt allein in Deutschland viele tausend Arbeitsplätze bieten. Darüber hinaus dürften auch verbindliche Ziele zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen nicht aus dem Blick geraten – wenngleich die jüngsten Konferenzen wie der Weltklimagipfel in Kopenhagen wenig ermutigend verliefen. »Langfristig ist der Klimawandel ein Problem, das uns das ganze Jahrhundert beschäftigen wird«, mahnt Munich-Re-Experte Höppe.

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