Papua bleibt für Jakarta ein Unruheherd

Indonesische Provinz verlangt Eigenständigkeit

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.
Papua bleibt innerhalb Indonesiens ein steter Unruheherd. Trotz einer gewissen Autonomie halten politische Aktivisten der Provinz am Traum der völligen Eigenständigkeit fest, wogegen der Staat mit drastischen Mitteln vorgeht.

Ein kleines Jubiläum steht 2011 an: Zehn Jahre ist es dann her, daß die Zentraladministration im fernen Jakarta der östlichsten Provinz des Landes «spezielle Autonomie« einräumte. Ein passender Anlass, um turnusgemäß einmal mehr auf ministerieller Ebene die konkrete Umsetzung unter die Lupe zu nehmen, wie gerade angekündigt wurde. Doch den Einwohnern Papuas ist es nicht genug, daß Provinzverwaltung und Regionalparlament über einen separaten Fonds an Finanzmitteln eigenmächtig bestimmen dürfen. Seit rund vier Jahrzehnten kämpfen sie für die Selbstständigkeit ihres Teils jener Insel, auf deren anderer Hälfte der Staat Papua-Neuguinea liegt. Die Annexion der niederländischen Kolonie Westpapua durch Indonesien im Jahre 1963 wird als Beginn einer weiteren Fremdherrschaft, der stetige Zustrom von Bewohnern anderer Inseln als Gefährdung der traditionsreichen Kultur angesehen.

Die mit Hauptquartier in Brüssel ansässige und global agierende Nichtregierungsorganisation International Crisis Group hat gerade dieser Tage vor neuen Unruhen auf Papua gewarnt. Dass dies nicht übertrieben ist, dafür sprechen allein die jüngsten Proteste, die erst einen Monat zurückliegen. Im Juli hatten die Mitglieder des Regionalparlaments und Aktivisten auf der Straße die Zentralregierung in Jakarta zu mehr Zugeständnissen aufgefordert und das bisherige Autonomiestatut als völlig unzureichend kritisiert.

Das Thema Papua ist den Politikern in der Hauptstadt denkbar unangenehm. Folglich tun sie ihr Möglichstes, um es international kleinzuhalten, den Mantel des Schweigens über etliche Vorkommnisse zu breiten. Ausländische Reporter erhalten keine Akkreditierung, um aus Papua zu berichten. Wer dennoch verdeckt in die Provinz reist und womöglich sogar mit Unabhängigkeitsaktivisten spricht, muß sich auf Ärger gefasst machen – eine Ausweisung ist noch die harmloseste Reaktion der Behörden. Selbst Hilfsorganisationen wie das Internationale Rote Kreuz sind unerwünscht, wenn sie wie im Vorjahr mit politischen Gefangenen sprechen und damit über die Zustände in den Gefängnissen berichten.

Diese sind skandalös, wie gerade wieder aktuell der Fall Filep Kamar zeigt. Das ist einer der namhaftesten Kämpfer der Unabhängigkeitsbewegung, der seit 2004 eine Haft von 15 Jahren absitzt. Verurteilt wurde er wegen »Rebellion«, weil er bei einer Protestaktion dabei war, während der auch die verbotene Flagge Papuas geschwenkt wurde. Einem indonesischen Radiosender gelang es, mit ihm ein Interview zu führen, dessen Inhalt auch an die britische BBC weitergeleitet wurde. Kamar prangert darin die Misshandlungen durch das Wachpersonal an. Schläge und Tritte seien das Mindeste, noch schwerer wögen die Erniedrigungen und Drohungen. Die Regierung konnte Kamars Aussagen nicht als Lügen oder Übertreibungen hinstellen. Ein Behördenvertreter räumte die Misshandlungen offiziell ein. Allerdings habe es sich dabei um Eskapaden einiger betrunkener Wärter gehandelt, die sich dafür disziplinarisch zu verantworten hätten.

Ein Großteil der papuanischen Aktivisten agiert weiter aus dem Untergrund heraus, weil schon bei geringsten Verstößen gegen den Kodex, der die rohstoffreiche Inselhälfte als integralen Bestandteil Indonesiens ansieht, schwerste Verfolgungen drohen. Schon das harte Urteil gegen Kamar ist Beispiel genug. Von der Ausbeutung der heimischen Ressourcen, einem Kuhhandel zwischen Jakarta und ausländischen Konzernen, hat die Inselbevölkerung bisher nicht profitiert.

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