- Kommentare
- Meine Sicht
Berechtigte Transparenz
Der erste Impuls ist ein rein moralischer: Da verdienen Manager im Dienst des Landes Berlins Gehälter, die weit über den Bezügen der Bundeskanzlerin liegen. Und dies dafür, dass sie lediglich ein Unternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge des Landes Berlin leiten? Irrtümlich an diesem Reflex, der oftmals als Sozialneid bezeichnet wird, ist, dass selbst wenn die Manager auf Teile ihres Gehalt verzichten würden, sich nichts an der ungerechten Verteilung des Reichtums in unserer Stadt ändern würde. Schließlich würden die abgezwackten Gehaltsteile nicht in die Taschen der Belegschaft gelangen, sondern zurück in den Kapitalstock des Landesunternehmens fließen.
Dass man bei landeseigenen Unternehmen aber durchaus Transparenz bezüglich der Spitzenbezüge einfordern kann, hat nichts mit Sozialneid zu tun, sondern ist ein berechtigtes Interesse. Denn als Bewohner Berlins sind die meisten von uns Kunden dieser Unternehmen, die manchmal sogar Monopolstellung genießen. Da Allerortens das Leistungsdogma dominiert, müssen sich auch die Spitzenverdiener der Daseinsvorsorge von der Öffentlichkeit beurteilen und kontrollieren lassen.
Der Senat sagt jetzt, die Gehälter seien in Ordnung, weil die Leistung stimmt. Für Bereiche wie die Messe mag das zutreffen. An anderer Stelle hat man da jedoch seine Zweifel: Den durch Cross Border Leasing-Zockereien potenzierten Schulden bei der BVG oder den explodierten Wasserpreisen beispielsweise. War das wirklich bürgerfreundliche Leistung, die auch noch mit erhöhten Salären zu belohnen ist? Oder nicht doch krasse Misswirtschaft?
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.