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Millionen Kinder in Pakistan bedroht

Schmutziges Wasser gefährdet Überlebende / Überschwemmungsgebiete vor Hungerkrise

  • Lesedauer: 2 Min.
Sie haben die schlimmsten Überschwemmungen in Pakistan seit Jahrzehnten überstanden und kämpfen nun ums Überleben: Vielen Kindern drohen schwere Krankheiten, so das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA).

Islamabad (Agenturen/ND). Bis zu 3,5 Millionen Kinder seien einem »starken Risiko ausgesetzt«, durch schmutziges Wasser lebensgefährlich zu erkranken, teilte OCHA-Sprecher Maurizio Giuliano mit. Sie seien vor allem von bakteriellen Darminfektionen, Hepatitis, Typhus und Durchfall bedroht. Kinder seien immer »verwundbar«, sie könnten ihren Durst nicht kontrollieren und schreckten auch vor eindeutigem Schmutzwasser nicht zurück, sagte UNICEF-Sprecher Sami Abdul Malik. Von der Überschwemmungskatastrophe in rund einem Viertel des Landes sind 20 Millionen Menschen direkt oder indirekt betroffen. Sechs Millionen Kinder haben in den vergangenen drei Wochen ihre Eltern verloren, sind erkrankt oder ohne Obdach.

Zahlreiche Hilfsorganisationen waren am Montag weiterhin vor allem damit beschäftigt, die Überlebenden mit Trinkwasser und Lebensmitteln zu versorgen. Nach Einschätzung der Hilfsorganisation CARE steht Pakistan »unmittelbar vor einer Hungerkrise«. Eine »Kraftanstrengung ohne Beispiel« sei nötig, um das Schlimmste zu verhindern. Die Verteilung von Essen und Trinken sei bisher »vollkommen unzureichend«, so CARE. Es gebe bereits Berichte über verhungerte Kinder. Das sei »ein schreckliches Warnzeichen für die kommenden Wochen«.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte sich bereits auf einen Ausbruch der Cholera ein. Es würden derzeit Vorbereitungen getroffen, um in diesem Fall 140 000 Menschen helfen zu können, sagte OCHA-Sprecher Giuliano. Bisher bestätigte die UNO nur einen Erkrankungsfall – ein Helfer sagte hingegen, dass bereits mehrere Menschen an der Infektionskrankheit gestorben seien. Im Nordwesten des Landes litten bereits mindestens 36 000 Menschen an Durchfall, einem möglichen Symptom für Cholera, hieß es.

Die Lage in den Katastrophengebieten drohte sich weiter zu verschlimmern: In der südlichen Provinz Sindh fiel in der Nacht zum Montag erneut Dauerregen und überschwemmte mehrere Zeltlager von Überlebenden. Auch in anderen Regionen hielt der Regen an. Viele Menschen machten ihrer Wut über die nach ihrer Ansicht allzu zögerliche Hilfe der Regierung Luft: Hunderte blockierten aus Protest kurzzeitig eine Straße von der Provinz Punjab in die Hafenstadt Karatschi.

Zunehmend kritisch ist die Lage in der Stadt Jacobabad im Süden des Landes. »Wir arbeiten hart daran, das Wasser von Jacobabad wegzulenken«, sagte der pakistanische Sportminister Ijaz Jakhrani am Montag. Jakhrani hält sich derzeit in der Stadt in der Provinz Sindh auf, in der auch sein Wahlkreis liegt. Jakhrani sagte, knapp ein Viertel der zwischen 300 000 und 400 000 Einwohner der Stadt sei in Sicherheit gebracht worden. Die Umgebung von Jacobabad wurde bereits überflutet. Dort ist auch ein Luftwaffenstützpunkt vom Hochwasser bedroht.

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