Dürfen Taliban helfen?

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

In die Sorge über zu wenige Spenden für die Flutopfer in Pakistan wird von vielen Medien schon seit Tagen eine weitere gemischt: die vor falschen Spenden, genauer gesagt, falschen Spendern. Fast unisono klagen Berichterstatter, dass »die Taliban« den Betroffenen helfen und so von der Katastrophe profitieren könnten. Die Taliban als Menschenfreunde – das passt ganz schlecht zum gängigen Politkanon. Die Taliban, wer immer darunter gezählt werden soll, sind die Kellerkinder der abendländischen Werteskala und müssen es bleiben. Sie haben dem Bürger als amorpher Quell immerwährenden Terrors zu gelten, als das gesichtslose Böse schlechthin. Passt das nicht mehr, braucht es neue Argumente für den »Kampf gegen den Terror« oder überhaupt erstmal welche.

Das gilt nicht minder für Pakistan selbst. »Radikalislamisten versuchen (mittels Spenden), aus dem Hochwasser Kapital zu schlagen«, barmt die ZEIT. Klingt, als wäre es ihr lieber, die Taliban sprengten verbliebene Deiche. Auch wird es als ungerecht erachtet, dass die Hilfe, die US-amerikanische Hubschrauber den Hochwasserbedrängten leisten, bei den Pakistani nicht die erwünschte Würdigung findet. »Dankbarkeit oder gar Zuneigung werden sie allerdings nicht erwarten können«, trauert die FAZ. Auf das naheliegendste kommt sie nicht. Schickt die US Air Force jetzt auch Helikopter ins Hochwasser, bisher lenkte sie in Pakistan vorwiegend Drohnen auf Dörfer. Wenigstens helfen sie jetzt.

Vielleicht dämmert es dem deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen noch, dass es kontraproduktiv und auch reichlich pervers ist, zum Spenden aufzurufen, auch um die Taliban auf diesem Felde zu übertrumpfen.

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