Rekorde in Häppchen
800-m-Läufer David Rudisha hat noch viel vor
»Ich stehe am Anfang einer großen Karriere«, sagt David Rudisha gut gelaunt und selbstbewußt, nachdem er am Sonntag im Berliner Olympiastadion nach 800 Metern durch's Ziel gelaufen war: in 1:41,09 min – Weltrekord! Kenias neuer Läuferstar, »Pride of Africa« (Stolz Afrikas) genannt, war damit zwei Hundertstelsekunden schneller als sein einstiger Landsmann Wilson Kipketer am 24. August 1997 in Köln. 13 Jahre lang hatte sich eine Garde von Weltklasseläufern die Zähne am Weltrekord des später für Dänemark startenden Kipketer ausgebissen. Nun löschte beim 69. ISTAF in Berlin ein noch 21-Jähriger diesen Rekord aus.
Der Rekord von Rudisha (Foto: dpa) ist aber keine große Überraschung, auch wenn der zweifache Afrikameister und Junioren-Weltmeister von 2006 nach eigenem Bekunden erst seit 2004 »ernsthaft trainiert«. Sein Vater habe ihn, der noch sechs Geschwister hat, sportlich angestachelt. Sein Vater Daniel Rudisha war 1968 in Mexiko-Stadt mit Kenias 4 x 400-m-Staffel Olympiazweiter. »Er hat mich über die Moral gepackt«, erzählt Rudisha junior. »Und ich dachte mir, wenn er schnell laufen kann, vielleicht kann ich das auch mal.«
Nach der WM-Enttäuschung vor einem Jahr in Berlin, als er bei Regenwetter im 800-m-Halbfinale ausgeschieden war, wollte er es diesmal allen zeigen. Im Hinterkopf spukten jene 1:42,01 min, die er kurz nach dem WM-Desaster in Rieti gelaufen war. Damit hatte er den 25 Jahre alten Afrikarekord seines Landsmannes Sammy Koskei gebrochen und war Vierter in der ewigen Weltbestenliste. Als er nun am 10. Juli 2010 in Heusden-Holder (Belgien) mit 1:41,51 min persönliche Bestzeit lief, nur 0,40 s am Weltrekord vorbei, »da war mir richtig bewusst, dass ich den Rekord in den Beinen habe. Den wollte ich mir in Berlin holen«, erzählte er nach seinem Rekordlauf.
Wie er zum Rekord stürmte, war eine Augenweide. Nach einer spektakulären Rundenzeit von 48,65 s ließ er selbst den enkräfteten Tempomacher hinter sich und jagte im Alleingang – das Feld 20 m hinter sich lassend – dem Ziel entgegen, mit langen Schritten und in einem anmutigen, flüssigen Laufstil.
Von Rudisha wird man noch Einiges hören, zumal er von »einer Rekordjagd in ganz kleinen Schritten« spricht. Womöglich auch über 400 m? Angesichts seiner Bestzeit von 45,5 s wäre das irgendwann nicht auszuschließen. Er selbst schwieg dazu mit einem Lächeln.
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