Von Realitäts- und Irrsinn

  • Ina Beyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chef Sigmar Gabriel sich derzeit gegenseitig des Realitätsverlusts bei der Debatte um die Aussetzung der Rente mit 67 Jahren bezichtigen, kommt den Sozis ausgerechnet die »Bild«-Zeitung zur Hilfe. In der ihm eigenen Manier greift das Blatt die Stimmung in der Bevölkerung auf und bringt sie am Beispiel des Einzelschicksals auf den Punkt: Die Bewerbung der Rechtsanwaltsgehilfin Martina W. auf eine offene Stelle wird abgelehnt, niemand denkt daran, die firmeninterne Bemerkung von ihren Unterlagen zu entfernen. Als sie diese zurückerhält, erfährt W. daher schwarz auf gelbem Klebezettel den wahren Grund für ihre Ablehnung: »Zu alt«, steht da. Martina W. ist 49 Jahre alt.

Fakt ist, dass in der Bevölkerung seit vielen Jahren die Stimmung überwiegt, dass die Chancen, sich am Arbeitsmarkt zu behaupten, mit steigendem Alter immer weiter sinken. Und Zahlen, wie sie jetzt auch in die aktuelle Debatte wieder einfließen, belegen, dass die gefühlte Perspektive in der deutlichen Mehrheit der Fälle der Wahrheit entspricht. Was könnte also überhaupt noch für die schrittweise Einführung der Rente mit 67 ab 2012 sprechen?

Während die Kanzlerin an dieser Stelle den Weg in die Realität zurückfinden muss, stellt sich für die SPD die Frage, wie gerecht ihr neuester Kompromiss, die Reform auszusetzen, ist. Selbst wenn 2015, wie erhofft, jeder zweite Ältere einen Job hätte, hieße eine Erhöhung ab dann schließlich trotzdem, dass offenbar nur die körperlich fittere Hälfte der Alten die volle Rente verdient. Realität bleibt also: Die Rente mit 67 ist Irrsinn.

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