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Rambos von der Arbeitsagentur

Aus der Bundeswehr ins Söldnerheer – bezahlt mit Steuergeldern, gedrillt in Israel

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Drei Monate ließen sich die Ermittler Zeit, bis sie sich am Dienstag zur Hausdurchsuchung bei der Söldnerfirma Asgaard entschlossen. Sie rekrutiert Ex-Bundeswehr-Soldaten für den somalischen Bürgerkrieg. Man geht hierzulande auffällig zurückhaltend mit der Branche um.
Rambos von der Arbeitsagentur

Thomas Kaltegärtner, Ex-Bundeswehrsoldat und Chef von Asgaard German Security Group im münsterländischen Telgte, fühlte sich sicher. Daher sprach er bereits im Mai offen davon, dass er mehr als 100 ehemalige Kollegen vom »Bund« als private »Sicherheitsberater« ins bürgerkriegsgeplagte Somalia schicken will. Zollfahnder fanden am Dienstag den entsprechenden Vertrag mit dem somalischen Clanchef Abdinur Darman. Der bezeichnet sich selbst als »Präsidenten Somalias« und opponiert gegen die international anerkannte Übergangsregierung von Präsident Sharif Sheikh Ahmed, den die EU unterstützt. Unter anderem 20 Bundeswehrsoldaten bilden Sicherheitspersonal aus.

Der mutmaßliche Verstoß gegen das Somalia-Embargo der UNO könnte Kaltegärtner theoretisch 15 Jahre Gefängnis einbringen. Er muss das nicht fürchten, denn deutsche Söldnerfirmen finden in Deutschland politische Deckung.

Asgaard sucht Leute zwischen 25 und 45 Jahren, »sofort verfügbar«, Ex-Zeitsoldaten bei »BW, NVA, NATO-Armee«. »Kampf- oder Sondereinheiten bevorzugt«. Marschrichtung: Afghanistan, Dubai, Kroatien, Marokko, Somalia, Nigeria, Pakistan und Tschad.

Asgaard hat viel Konkurrenz in Deutschland, denn: »Unsere Welt von heute im Zeichen der Globalisierung, Terror und Kriminalität, der aktuellen und zukünftigen Krisengebiete erfordert einen neuen Sicherheitsdienstleister«, meint Helwig Finger. Der war Oberfeldwebel bei den Fallschirmjägern in Calw, wo die KSK-Elite der Bundeswehr stationiert ist, und bildet in der Internationalen Krisenmanagement Akademie »Special Risk Operators« sowie »High Risk Leaders« aus. Der Begriff »Söldner« ist verpönt, allenfalls nennt man sich »Security Contractor«. Finger übrigens beginnt seine Linkliste auf der Firmenwebsite mit dem Auswärtigen Amt, dem BND, dem BKA und dem Bundesinnenministerium.

Bewerbungen nimmt auch die Praetoria Beratung GmbH entgegen. Die operiert vor allem in Irak, kann aber auch mit der eigenen Reiseagentur »weltweite Flugreisen in nahezu jede Region organisieren«. Wer eine größere Ausbildungs-Angebotspalette sucht, muss nur ins Bundeswehrmagazin »Y« schauen. Die Anzeigen der Militärdienstleister sind dort gut sortiert. Gelb sticht eine heraus, die zur International Security School & Service GmbH führt. Deren Ausbildung findet – dank des israelischen Partners Israel Homeland Security Academy – im Kibbuz Nir Am statt. Das Renommee ist gut: Beim Aufbau der Academy hat der legendäre Chef der Spezialeinheit GSG-9 Ulrich Wegener geholfen.

Wer das Angebot wahrnehmen möchte, wird mit Steuergeldern unterstützt. Zeitsoldaten der Bundeswehr können den Umstieg ins »zivile« Leben getrost dem Berufsförderungsdienst des Militärs überlassen. Auch die Agentur für Arbeit kann hilfreich sein. Insbesondere bei der Vermittlung von Arbeitslosen, denen die Umschulung bezahlt wird. Man muss sich nur zuvor an die DEKRA-Akademie GmbH in Augsburg wenden. Dort erstellt man einen Kosten-Leistungs-Plan und schon wird ein Umschulkurs in Sachen Sicherheit gefördert, bestätigten Zuständige in Augsburg auf Nachfrage.

1990 setzte der Sektor der privaten Militärunternehmen weltweit 33 Milliarden Dollar um. Heute sind es laut Schätzungen des Europarats 200 Milliarden. Das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI spricht vom stärksten Wachstum des Söldnertums seit dem 18. Jahrhundert. Vermutlich sind derzeit 1,5 Millionen bei rund 1000 Firmen unter Vertrag.

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