Schaeffler erholt sich von der Krise
Autozulieferer kämpfen weiterhin mit dem Problem der Überkapazitäten
München (dpa/ND). Es sind gute Zahlen: Mit Stolz präsentierte am Mittwoch Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger die erste offizielle Bilanz des fränkischen Familienunternehmens. Nach dem Krisenjahr 2009 knüpft der Konzern, der rund 60 Prozent seiner Geschäfte mit der Autoindustrie macht, an alte Rekordwerte an. Ob Schaeffler, Conti, Leoni oder ZF – in der Branche stehen die Zeichen auf Erholung. Kurzarbeit und leere Fabrikhallen sind Geschichte. Und das viel rascher, als Experten gedacht haben.
Dennoch: Die Krise hat tiefe Spuren hinterlassen. Der Umsatz in der Zuliefererindustrie brach weltweit im Schnitt um ein Viertel ein, allein in Deutschland gingen nach Angaben der Unternehmensberatung Roland Berger 75 Betriebe in die Insolvenz.
Auch der bislang verschwiegene Schaeffler-Konzern gibt nicht ohne Grund Einblick in seine Bücher. Nach der Übernahme des dreimal größeren Konkurrenten Continental drücken Milliardenschulden auf das Familienunternehmen. Um die Suche nach Investoren zu erleichtern, wandelte sich die Firma in eine Kapitalgesellschaft – und muss nun Zahlen vorlegen. Die zeigen vor allem eins: Die Geschäfte laufen nach dem herben Einbruch im vergangenen Jahr wieder prima. »Wir sehen die Krise als deutlich überwunden an«, sagte Geißinger. Wann aber die Fusion mit Conti kommt, ließ er ebenso offen wie die Bedingungen dafür.
Insgesamt steht die Branche angesichts von Überkapazitäten und scharfem Wettbewerb vor großen Veränderungen. »Gelingt es den Zulieferern nicht, ihre Kosten entsprechend zu senken, führt dies unweigerlich zu kleineren Margen und schließlich zu abnehmender Profitabilität«, schreibt etwa Lars Stolz, Experte des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Es komme dann zwangsläufig zu Zusammenschlüssen, Unternehmen würden verschwinden. Der Verband der Automobilindustrie setzt vor allem auf den technologischen Vorsprung deutscher Unternehmen, der für eine »gewisse Unersetzbarkeit« gegenüber den Kunden sorge.
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