Tod in Taiji

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist wieder so weit: 700 Kilometer südlich der japanischen Hauptstadt Tokio fallen seit gestern Treibjäger mit Haken, Harpunen und Messern über ihre wehrlose Beute her. Das Massaker an Hunderten, ja, Tausenden Delfinen wird auch in diesem Jahr das Wasser der Bucht von Taiji röten. Als zivilisatorischer Firnis für das Gemetzel muss die japanische Esskultur herhalten. Die Hunderte Wale, die Nippons Jagdflotte jedes Jahr zu »wissenschaftlichen« Zwecken umbringt, können offenbar die Nachfrage nach solchen Delikatessen nicht befriedigen. Der Dokumentarfilm »Die Bucht« hatte Taiji weltweit bekannt gemacht und die Wellen der Empörung über diese asiatische Barbarei im 21. Jahrhundert hoch schlagen lassen. Besonders im christlichen Abendland, wo zwar noch immer Stierkämpfe atavistische Gelüste bedienen, das Töten von Tieren ansonsten aber seine Ordnung hat: die Ordnung des Schlachthauses. Auch darüber gibt es Filme und Bücher. Sie zeigen, dass der Firnis der viel gepriesenen westlichen Zivilisation ebenso dünn ist wie der im »Fernen Osten«. Nach aktuellen Berechnungen verzehrt ein Deutscher im Laufe seines Lebens durchschnittlich 4 Kühe und Kälber, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Truthähne, 46 Schweine und 945 Hühner. Tiere, die gewaltsam aus dem Leben gerissen werden. Wie die Delfine in Taiji.

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