Atommüll wird geborgen

Asse: Vorarbeiten für das Anbohren der ersten Kammer laufen

  • Reimar Paul, Wolfenbüttel
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Salzstock Asse lagern tausende Fässer mit Atommüll. Die sollen ab 2013 ans Tageslicht geholt und vermutlich ins Endlager Schacht Konrad gebracht werden. Am Donnerstag begannen in der Asse die ersten Probebohrungen für das riskante Vorhaben.

Im Atommülllager Asse sind die praktischen Vorbereitungen zur Bergung der dort lagernden radioaktiven Abfälle angelaufen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) demonstrierte Journalisten am Donnerstag die sogenannte Kalterprobung für das Anbohren der ersten Einlagerungskammer. Dabei wird das Salzgestein an einer Stelle angebohrt, an der keine radioaktiven oder chemischen Abfälle liegen, erläuterte der Leiter des BfS für die Asse-Stilllegung, Dirk Laske.

Das BfS, seit Anfang 2009 Betreiber der Asse, will die rund 126 000 dort eingelagerten Atommüllfässer wieder herausholen. Nach einem Vergleich verschiedener Optionen zur Schließung habe sich die Bergung der Fässer als beste und sicherste Variante herausgestellt, so Laske. Möglichst noch 2010 wollen Ingenieure eine erste Abfallkammer auf der 750-Meter-Sohle anbohren.

Die Bohrung vom Donnerstag ist die Generalprobe. Sie erfolgt in einer 45 Meter dicken Wand aus Steinsalz, wo kein radioaktiver Müll eingelagert wurde. Am Mittag hatte sich der Bohrer bereits rund 35 Meter tief in das Gestein gefressen. In die gebohrte Röhre werden Sonden und andere Messgeräte eingeführt und auf ihre Funktion getestet.

Wenn die Versuche klappen und die erforderliche Genehmigung des

niedersächsischen Umweltministeriums rechtzeitig vorliegt, kann das Anbohren der Atommüllkammer Nr. 7 im November beginnen. In diesen Hohlraum waren zwi- schen 1977 und 1978 mehr als 4300 Fässer mit radioaktiven Abfällen gestapelt oder einfach abgekippt worden. »Wir gehen davon aus, dass die Abfallgebinde zum Teil zerstört sind und dass Radioaktivität ausgetreten ist«, sagte Laske am Donnerstag.

Mit den Bohrungen in Kammer 7 wollen die Experten zunächst ermitteln, welche Atmosphäre und Luftkontamination in der Kammer herrschen, in welchem Zustand sich Kammer und Atommüllfässer befinden und ob sich Lösungen auf dem Boden gebildet haben, erläutert Jens Köhler, Technischer Geschäftsführer der Asse GmbH. Auch der Zustand der Decken und Wände soll untersucht werden. Danach will das BfS die Kammer Nr. 12 anbohren.

Im nächsten Schritt werden die beiden Einlagerungskammern geöffnet, in einem dritten die ersten Gebinde probeweise herausgeholt. Die Bergung des Atommülls werde aber nicht vor dem Jahr 2013 beginnen, so Laske. Gleichzeitig haben Planungen für den Bau eines zweiten Schachtes und eines oberirdischen »Pufferlagers« begonnen. Darin sollen die herausgeholten Abfälle für eine Endlagerung vorbereitet werden. Als mögliches Endlager kommt Schacht Konrad (Salzgitter) in Betracht.

Das frühere Salzbergwerk Asse ist weltweit das erste unterirdische

Atommülllager, das komplett geräumt werden soll. Die Kosten dafür soll nach Aussagen des Finanz- und des Umweltministeriums von Donnerstag allein der Bund tragen. Die Atomindustrie wäre damit von einer zumindest anteiligen Übernahme der Kosten von rund einer Milliarde Euro ausgenommen.

Der Vorsitzende der Entsorgungskommission des Bundes, Michael Sailer, propagiert, dass das Bergwerk mit Beton und einer Lösung verfüllt wird. Dies hatte auch der vorherige Betreiber befürwortet, das Helmholtz Zentrum München. Im Umweltministerium, dem das BfS unterstellt ist, hält man sich dagegen die Tür noch offen. Bei der Rückholung gebe es »noch offene Punkte, die die Realisierbarkeit schwieriger als geplant gestalten können«, heißt es dort.

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